Aus der Einleitung:

Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik unter Deng Xiaoping 1978 befindet sich die VR China (im Folgenden kurz: China) in einem Prozess der ordnungspolitisch-institutionellen Neu-Findung. Ausgehend von dem offensichtlich gescheiterten maoistischen Ordnungsentwurf einer kollektivistischen Zentralverwaltungswirtschaft haben Chinas politische Entscheidungsträger das Land aber keineswegs konsequent zu einem klar definierten Zielmodell hingeführt. Tatsächlich sollte in den 1980er Jahren das bestehende System lediglich durch den punktuellen Einbau marktwirtschaftlicher Ordnungselemente leistungsfähiger gemacht werden.

Ausländische Ordnungskonzeptionen wurden also bewusst rezipiert und als Modelle für die neu zu schaffende chinesische Wirtschaftsordnung eingesetzt. Sie waren de facto sogar ein wichtiger Bestandteil des Prozesses „nachholenden Wachstums“, der es der chinesischen Volkswirtschaft erlaubte, im Eiltempo immer neue Produktivitätsgewinne zu realisieren. (...)

Von deutscher Seite wurde im Zuge der Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern immer wieder das Konzept der „Sozialen Marktwirtschaft“ als ein Leitmodell für den chinesischen Transformationsprozess vorgetragen. Zentrale Akteure waren hierbei die politischen Stiftungen (Friedrich-Ebert-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Ludwig-Erhard-Stiftung) und die entwicklungspolitischen Agenturen der Deutschen Regierung GTZ, später GIZ, und KfW.