Aus der Einleitung der Herausgeber:

Dirk Matten, Andy Crane und Jeremy Moon verwenden den Begriff Citizenship in ihrem Beitrag „Corporations and Citizenship. New Perspectives on Corporate Power and Responsibility“ als Metapher. Während die meisten Wirtschaftsethiker Corporate Citizenship eher eng interpretieren, legen die Autoren ihrem Verständnis eine dreidimensionale Perspektive zugrunde. Ausgangspunkt ist die Typenunterscheidung von Rechten (civil, political und social), so wie sie sich bei Marshall findet. Unternehmen können als Bürger einer Gesellschaft verstanden werden, die unter den von Regierungen gesetzten Rahmenbedingungen wirtschaftlich aktiv werden, wobei human citizens von den corporate citizens unterschieden werden. Eine weitere Alternative ist, dass Unternehmen selbst Regierungsfunktionen übernehmen und damit Regeln für den Markt erlassen, also Rahmenbedingungen setzen. Zugleich bieten sie öffentliche Güter an. Schließlich können sie Bedingungen schaffen, unter denen Bürger als citizens verantwortungsvoll agieren können. Entsprechende Argumente für die eine oder andere Interpretation werden von den Autoren kritisch vorgetragen und umfassend erläutert. Im Zentrum stehen zwei Entwicklungen, nämlich die zunehmende Machtkomponente sowie die verstärkt wahrgenommene Verantwortungsübernahme der Unternehmen. Die Ambivalenz dieser Tendenz äußert sich dadurch, dass die zunehmende Macht kritisiert, zugleich aber mehr Verantwortung von den Unternehmen eingefordert wird. Dabei fällt auf, dass Unternehmen zumindest in ihrer Selbstbeschreibung Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen (oftmals gefasst unter Begriffen wie corporate citizenship, corporate social responsibility, business ethics und sustainable business). Nicht selten werden diese Maßnahmen zur Markenpositionierung eingesetzt und von intensiven Reportingmaßnahmen begleitet. Je nach Interpretation schwanken die Rechte zwischen den einzelnen Stakeholdergruppen. Konzeptionell schließt hier die Diskussion um Aktionärsorientierung (shareholder democracy) auf der einen und die Bedeutung von Mitarbeitern oder Kundensouveränität (stakeholder democracy) auf der anderen Seite an. Die Autoren bezeichnen ihren Beitrag als primär konzeptionell und machen sich für politische Aspekte der business-society relations sowie für normative Implikationen stark.