Aus der Einleitung der Herausgeber:

Günther Sandners Untersuchungsfokus ist der dritte Weg als politische Theorie. Eine Analyse der politischen Debatten um den dritten Weg ergibt für ihn einen paradoxen Befund: Einerseits ist die Idee eines dritten Weges der europäischen Sozialdemokratie weitgehend aus der politischen Arena verschwunden. Auch in den Ursprungsländern Großbritannien und Deutschland kommt der dritte Weg der „neuen Mitte“ kaum mehr zur Sprache. Andererseits existiert die intellektuelle Debatte, angeregt vom britischen Soziologen Anthony Giddens, nach wie vor. Es empfiehlt sich daher, zwischen dem dritten Weg als politische Theorie, als politische Programmatik und als praktische Politik zu unterscheiden. Der Anspruch des Konzeptes nach Giddens war es, ein kohärentes Modell zu entwerfen, in dem diese Ebenen zu einem politischen Projekt gebündelt werden, das die neoliberale Hegemonie überwinden sollte. Daran ist der dritte Weg aber gescheitert. Die legitimatorische Intention, sowie die konfliktminimierende und sozialharmonisierende Diskursstrategie kollidierten mit dem Anspruch, einen neuen politischen Weg zu weisen. Die Kombination übernommener neoliberaler Positionen mit der Redefinition sozialdemokratischer Grundsätze vermochte nicht überzeugend darzulegen, worin das sozialdemokratische Zukunftsmodell bestehen sollte. Der dritte Weg initiierte zwar eine wichtige Debatte über politische Grundfragen, konnte sich selbst aber nicht als politisches Projekt einer notwendigen Erneuerung präsentieren.