„Die Ausgangslage Lettlands Anfangs der 1990er Jahre war keine leichte: ein kleines Land, mit hohem Außenhandelsanteil am BSP, einer an den Bedürfnissen des Comecon orientierten Produktions- und Handelsstruktur, ohne Rohstoffe, mit einem echten Nationalitätenproblem, einer jahrhundertelangen politisch-ökonomischen Überlagerung, die die Entwicklung einer civil society verhinderte und eine Verteilungs-, anstelle einer Produktionsmentalität erzeugte, einem hohen Durchschnittsalter von 36 Jahren (Problem der Pensionszahlungen), einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 60 Jahren bei Männern, usw. Hinzu tritt das Erbe des ‚Sozialismus‘: die Dominanz von Staatsbetrieben, staatlich fixierte Preise für die meisten Güter, Kaufkraftüberhänge und Rationierung, ein staatlich regulierter Außenhandel und fehlende institutionelle Voraussetzungen für eine Marktwirtschaft (zweistufiges Bankensystem usw.).

Im Folgenden soll nach einer kurzen Bilanz des bisher Erreichten die Fiskal- und Geldpolitik von Regierung und Zentralbank als zweier wesentlicher Institutionen mit bestimmter wirtschaftspolitischer Grundauffassung im Transformationsprozess untersucht und anschließend auf die Bedeutung des Phänomens der Korruption, die sich einem weitgehend informellen Institutionalisierungsprozess verdankt, eingegangen werden; abschließend werden einige Schlussfolgerungen angestellt.“ (H. Peukert)