"Agrarkultur im 21. Jahrhundert"
10. Auflage 2024
213 Seiten
19,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1573-6
(23. April 2024)
Ausgezeichnet mit dem Nachhaltigkeitspreis Neumarkter Lammsbräu 2019, dem Salus-Medienpreis 2013 und dem Heinz Sielmann-Ehrenpreis 2023
Farbiger Bildteil
"Kühe rülpsen Methan" 25mal klimaschädlicher als CO2. Dennoch sind Rinder unverzichtbar für die Welternährung - durch ihren Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Begrenzung des Klimawandels: In nachhaltiger Weidehaltung haben Wiederkäuer das Potenzial, Kohlenstoff als Humus im Boden zu speichern.
Die höchsten Emissionen gehen von der synthetischen Düngung der großen Monokulturen Mais und Sojabohnen aus. Sie verbraucht viel Energie und setzt Lachgas frei - 295mal klimaschädlicher als CO2.
Kühe, Schafe und Büffel können in Symbiose mit ihren Pansenmikroorganismen Weidefutter zu Milch und Fleisch umwandeln. Deshalb sind sie prädestiniert zur Nutzung derjenigen Böden, die nicht beackert, aber durch Beweidung vor Erosion geschützt werden können. Aber stattdessen werden sie mit Kraftfutter aus Mais, Soja und Getreide zu Nahrungskonkurrenten der Menschen gemacht. Milch und Fleisch aus Intensivproduktion sind nur scheinbar billig. Die Rechnung kommt später. Denn Monokulturen verdrängen die biologische Vielfalt und die CO2-Speicher: das Grünland und den (Regen-)Wald.
Je mehr Menschen auf der Erde leben, desto wichtiger wird die Bodenfruchtbarkeit zur Sicherung der Ernten bei gleichzeitiger Begrenzung klimawirksamer Emissionen. Aber das agroindustrielle System heizt den Klimawandel an und erhöht dadurch die Risiken für die Welternährung dramatisch. So haben die Böden Nordamerikas in den vergangenen 100 Jahren mehr als ein Viertel ihrer Fruchtbarkeit verloren.
Dieses Buch stellt die Systemfrage und bietet weit mehr als die Rehabilitierung der Kuh: Es belegt die Multifunktionalität des Boden-Pflanze-Tier-Komplexes in der nachhaltigen Landwirtschaft, nennt die wissenschaftlichen Fakten und lässt Menschen zu Wort kommen, die mit dem Wissen des 21. Jahrhunderts wieder auf die symbiotischen Potenziale der Weidewirtschaft mit Kuh und Co setzen.
"Bereits die erste Publikation der 2010 gestarteten Sachbuchreihe verteidigte die Fleisch produzierende Zunft: «Die Kuh ist kein Klima-Killer!» Anita Idel lieferte da, als Medien den bedrängten Protzautofahrern und Vielfliegerinnen die Methan rülpsenden Rindviecher als Sündenböcke vorführten, Gegenargumente zu schief interpretierten Studien. Das trug zur differenzierteren Beurteilung dieses Agrarsektors bei. Aber die Autorin wollte mehr. Sie stellt «die Systemfrage». Untertitel: «Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können.» In zwanzig Kapiteln werden historische Erfahrungen und Projekte mit Zukunft angeführt. Beispielsweise der geratene ‹Andeerer Traum› aus Graubünden und die von den Moors in Brandenburg angesiedelten Wasserbüffl. Bieder bebildert, lebendig geschrieben. Das kam an."
Wie lebt die 'moderne' Kuh? Sie steht im Stall, frisst Mais, Soja und Getreide - und vielleicht auch Grassilage. Als Milchkuh gibt sie - wenn sie "gut" ist - über 10.000 kg Milch im Jahr. Sie hat nie ein Kalb gesäugt, keine Sonne gesehen und kein frisches Gras mit Kräutern gefressen. Nach weniger als 5 Jahren ist sie ausgelaugt und wird geschlachtet. Ihr Pansen wird in dieser Zeit "missbraucht", denn frisches Gras wäre für die Kuh leicht verdaulich, nicht aber Mais, Soja und Getreide. Das Alleinstellungsmerkmal der Wiederkäuer, Gras und Heu in Milch und Fleisch verwandeln zu können, wird missachtet, stattdessen wird der Pansen mit "abartigem" Futter" malträtiert. In ihrem Buch "Die Kuh ist kein Klimakiller!" macht uns Anita Idel vertraut mit der Funktion des Pansens und zeigt auf, dass Kühe eben keine Nahrungskonkurrenten von uns Menschen sind, wenn man sie nicht mit Mais et cetera füttern würde.
Fazit: Wir müssen weniger Fleisch essen! Und wenn, dann Fleisch von Weidetieren. Das gilt auch für Milch und Käse. Damit tragen wir zur Klimaverbesserung bei, zu einer gesünderen Ernährung, zur Artenvielfalt und zur artgerechten Tierhaltung.Und dem Buch gebührt deshalb so viel Beachtung, weil wir uns
- einmal innerhalb der EU gerade in einem Prozess befinden, der unsere Landwirtschaft in eine bäuerlich ökologische Kreislaufwirtschaft wieder zurückführen oder die agrar-industrielle Zerstörung endgültig festschreiben könnte.
- zum anderen bereits im globalen Klimawandel befinden, für dessen Verursachung die Agrarindustrie erheblichen Anteil hat. ...
Neu auch ist die Reihe der SCHWEISFURTH-STIFTUNG: Agrarkultur im 21. Jahrhundert, die kaum gelungener und treffender als mit diesem Buch von Anita IDEL eingeleitet hätte werden können, dessen wesentliche Botschaft sich kurz zusammenfassen lässt: "Die Landwirtschaft" der EU gilt nach der Energiewirtschaft als die zweitgrößte Emittentin von Treibhausgasen und steht damit quer zu einer nachhaltigen Entwicklung. Das muss aber nicht sein, ließe man die Kuh nur Kuh sein und auf die Weide. Als wiederkäuende Grasfresserin würde sie den Graswuchs stimulieren, die Fläche düngen und ihren Dung auch noch schön in den Boden eintreten, wo er und andere Biomasse mit Hilfe unzähliger Kleinlebewesen in Humus umgewandelt werden würde, der wiederum große Mengen Kohlenstoff binden könnte. Nebenbei erzeugt die Kuh auch noch Milch und Fleisch ohne den Einsatz artungerechter Kraftnahrung, deren Bereitstellung wiederum großer Kunstdüngermengen bedarf, die wiederum große Mengen Lachgas freisetzen, das 295 mal klimaschädlicher als Methan, das "Klimagas der Kuh", ist.
Das Buch liest sich wie ein Geschichtsbuch der Mensch-Tier-Beziehungen: "Rückwärts einschneidend" erfahren wir nicht nur, wie das Bild in der Moderne von der "Klima-Killer-Kuh" gemacht wird, sondern auch mehr über das "Mistvieh" und das "Schwanzvieh". Bei ihrer Zeitreise versäumt es die Autorin nicht, auch dem ersten Teil ihres Untertitels: "Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet..." gerecht zu werden. Dies läuft durch das Buch ständig mit und findet sich konzentriert im 5. Kapitel, stets sachlich, lebhaft, niemals trocken und durch und durch überzeugend.
Da nichts überzeugender ist als das gute Beispiel, lässt Idel es auch daran nicht fehlen und stellt Pioniere für eine Landwirtschaft der Zukunft vor: ein Senner-Ehepaar aus Graubünden, das nach Jahren auf der Alp eine Käserei übernahm und seitdem einer Handvoll Bauern die Existenz als Milchbauern sichert; der Tierarzt Dietrich von Bomhard, der sich mit dem Aufbau einer Mutterkuhherde von Galloways in Mecklenburg-Vorpommern seinen Traum erfüllte, und seinen Kollegen Rupert Ebner aus Bayern, der durch seine im Piemont gewonnenen Erfahrungen in der Fleischrinderzucht zu der letzten bayerischen autochthonen Rasse der Murnau-Werdenfelser kam. Zu Wort kommen auch Sonja und Dieter Moor, die im Brandenburgischen ihr Vorzeigedorf Hirschfelde aufbauten, oder Ekkehard Külps und Judith Isele mit ihrer 9500 Hektar großen Farm in Namibia. Last but not least natürlich auch Karl-Ludwig Schweisfurth, dem die Bio-Landwirtschaft und auch das Bio-Lebensmittelhandwerk in Deutschland entscheidende Impulse verdanken. Allen Genannten gemeinsam ist: Was sie tun, tun sie nicht nur um ihrer selbst willen - auch nicht nur im Hinblick auf die ihnen anvertrauten Tiere und das Land. Von ihrer Arbeit profitiert eine Vielzahl von Menschen in ihrer jeweiligen Region.
Anita Idel gebührt das Verdienst, mit ihrem Buch gezeigt zu haben, dass eine Alternative zur derzeit dominierenden intensiven Landwirtschaft nicht nur eine Nische für Liebhaber ist, sondern vielmehr die einzig Zukunft versprechende Art und Weise, verantwortungsvoll Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben - und dabei alle Beteiligten und ihre direkte Umgebung zu Gewinnern zu machen.
'Die Kuh ist kein Klima-Killer!' - in ihrem so plakativ getitelten Buch plädiert die Tierärztin Anita Idel für das 'Leitbild einer nachhaltigen, ökohumanen Agrar- und Ernährungswirtschaft'.
Die gelegentliche Unübersichtlichkeit der aktuellen Klimadiskussion hängt wesentlich mit den Nebelschwaden zusammen, die von bezahlten Experten reicher Lobbygruppen in die Öffentlichkeit gepustet werden. Der Slogan von der Kuh als Klimakiller gehört zu diesen PR-Falschmeldungen, erläutert Anita Idel in ihrem jüngst erschienenen Buch.
Die Autorin erläutert dies am Beispiel der negativen Folgen der industriellen Tierhaltung sowie der Vorteile einer artgerechten Weidehaltung von Nutztieren. Idel hat seit 25 Jahren einen Lehrauftrag an der Universität Kassel und war nach Verlagsangaben von 2005 bis 2008 am Weltagrarbericht beteiligt.
Im Kern zielt ihr Buch auf eine 'Agrar-Kultur' im weitesten Sinne, die Verschmutzung, Vergeudung und Zerstörung der natürlichen Ressourcen vermeidet. Dreh- und Angelpunkt ihrer Argumentation ist die Bedeutung des Grünlandes für den Klimaschutz in der Landwirtschaft. Schließlich sichert eine dichte und ganzjährige Bodenbedeckung die Erhaltung und Neubildung der Humusschicht, die viele Milliarden Tonnen Mikroorganismen und Kleinlebewesen beherbergt - ein Speicher großer Mengen von Kohlenstoff.
Ideale Partner für die Pflege und Erhaltung des so nützlichen Grünlandes sind Rinder, die als Wiederkäuer die Biomasse der Gräser direkt in Energie umwandeln können. Allerdings hat die industrialisierte Tierproduktion laut Idel diesen zentralen Vorteil des Rindviehs weitgehend aufgegeben, indem sie proteinreiches Futter wie Mais und Soja einsetzt.
Die Folge: Entweder wird heimisches Grünland zur Produktion des benötigten Tierfutters umgepflügt und künstlich gedüngt, oder die Futtermittel werden importiert. Beides sorgt für eine weitere Verschärfung der Klimaprobleme, betont die Autorin und weist darauf hin, dass diese Schäden bisher nicht in die Preise für landwirtschaftliche Produkte einfließen. Diese Kosten werden externalisiert und in die Zukunft verschoben: 'Wir leben - nicht nur beim Verbrauch fossiler Ressourcen - über unsere Verhältnisse und merken es meist nicht einmal.'
Gut lesbar eingeflochten in das Buch sind Hinweise auf historische Entwicklungen ebenso wie auf gegenwärtige Projekte, alte Erfahrungen wieder aufzugreifen. So gibt es zum Beispiel Erläuterungen zum traditionellen Wissen von Hirtenvölkerm oder informative Berichte über Schafherden und über Pioniere der 'Kuh-Zunft' für eine nachhaltige und artgerechte Weidewirtschaft.Hinzu kommen speziellere Anmerkungen über Fleisch- und Milchrinder sowie deren jeweilige Haltungsformen bis hin zu Überlegungen zum "tierschonenden Schlachten" auf der Weide.
Die Kuh ist kein Klimakiller! Diese provokative Behauptung stellte Anita Idel mit ihrem gleichnamigen Buch bei der Versammlung des Naturland-Erzeugerrings auf und belegte sie mit eindrucksvollen Zahlen. Auf hohem Niveau wies sie die Verbindung zwischen der Atomkatastrophe in Japan, dem Klimawandel und der globalen Agrarindustrie nach. Dabei war Idels Analyse selbst für Laien ausgesprochen interessant. Der Bezug zu Japan und der Atomindustrie, aber auch zu der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko stellt sich mit der gesellschaftspolitischen Vorstellung von billiger Energie her. Diese sei jedoch eine Illusion, so Idel. Spätestens jetzt müsse jedem klar sein: billig geht es nicht. ...
Wer das Buch "Die Kuh ist kein Klima-Killer" von Anita Idel liest, der versteht: Wenn wir in gesundes Bodenleben, in variantenreiche Felderwirtschaft, in Grünland und Weidetiere investieren, schaffen wir gute Lebensmittel und tragen zum Klimaschutz bei.
Die Autorin nimmt die Leser mit auf eine Reise in das Allgäu, in den märkischen Sand oder die Kalahari und den Sahel. Es geht um das umwelt- und klimaschonende Zusammenspiel von Menschen, Tieren und Pflanzen. Dabei kommen Menschen mit ihren Erfahrungen und Lösungen zu Wort, zum Beispiel Landwirte. Kühe leben unter Hochleistungsbedingungen heute nur noch rund fünf Jahre. Parallel dazu muss ein junges Rind aufwachsen, das die ältere Kuh ersetzen kann. "Eine um ein Jahr verlängerte Nutzungsdauer bedeutet bezogen auf die Herde circa 19 Prozent weniger Methan, weil wir weniger Kühe als Ersatz vorhalten müssen", erläutert einer der Bauern. Ob die Kuh ein Klima-Killer ist, hängt von den Voraussetzungen ab.
Daneben enthält das Buch viele wissenschaftliche Fakten zur Schafs- und Rinderzucht, die aber anschaulich und verständlich aufbereitet sind. Das Fazit: Es geht um Zeit. Zeit für ein möglichst langes Leben der Kühe und Zeit für die Weide, sich nach der Bewirtschaftung zu erholen.
Forscher der Universität Göteborg fordern eine Klimasteuer aufs Steak. Weil vor allem Rinder wegen ihrer Methan-Rülpser zu den vermeintlichen Klima-Killern gehören, sollten Konsumenten von Milch und Fleisch je Tonne Kohlendioxid 60 Euro Klimasteuer bezahlen. Oder das Rindfleisch durch Huhn ersetzen, was, so die Ökonomen der schwedischen Uni, 90 Prozent der Emissionen senken würde. Oder sind das alles Milchmädchen-Rechnungen?
Anita Idel, Tierärztin und Mitautorin des Weltagrarberichtes, ist überzeugt: "Die Kuh ist kein Klima-Killer!" In ihrem jetzt erschienenen, gleichnamigen Buch macht Idel, die auch Lehrbeauftragte an der Uni Kassel ist, eine andere Rechnung auf. Zwar bestreitet auch die Autorin nicht, dass Rinder klimaschädliches Methan ausstoßen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite zeigt: Die meisten klimarelevanten Emissionen aus der Landwirtschaft stammen nicht von der Kuh.
Sondern sie entstehen, weil die moderne Landwirtschaft auf synthetische Stickstoffverbindungen bei der Düngung setzt. Damit, schreibt Idel, "werden die großen Monokulturen - besonders Mais und Getreide - für die Produktion von Kraftfutter in der intensiven Landwirtschaft gedüngt". Diese Art der Düngung verschlinge nicht nur große Mengen an Energie, etwa bei Herstellung und Ausbringung, sondern setze enorme Mengen Lachgas frei. Und das ist nicht 25 Mal klimaschädlicher, wie das Methan der Rinder, sondern 295 Mal. Alle Untersuchungen zeigten: Je intensiver die Tierhaltung, je höher die Lachgas-Emissionen.
Vor allem aber sind Rinder die idealen Grasverwerter. Grasland speichert jedoch mehr als ein Drittel des globalen Kohlenstoffs. Wird Grünland aber umgepflügt, damit etwa Mais für Biogasanlagen wächst, dann führt das durch den Humusabbau zu horrenden Kohlenstoffverlusten. Der Maisanbau aber "frisst" jedes Jahr eine halbe Tonne Humus, zitiert Idel die Landwirtschaftskammer aus NRW. Eine Tonne Humus aber speichert 3,67 Tonnen CO2.
Das hatten ganz ähnlich auch britische Forscher bei einem Vergleich zwischen Gerstenfeldern und Wiesen festgestellt: Unter der Gerste verschwand binnen drei Jahrzehnten ein Drittel der Biomasse. Beim Grünland hingegen nahm sie um die Hälfte zu. In den ersten zehn Testjahren wuchs der Kohlenstoffgehalt im Grünland jährlich um eine Tonne.
Das Fazit der Autorin liegt deshalb auf der Hand: Nur eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, die Humus schafft, statt ihn zu vernichten, ist klimaschonend.
Rülpsende und furzende Kühe gelten gemeinhin als Klimakiller. Seit Jeremy Rifkin vor fast 20 Jahren den Bestseller Das Imperium der Rinder veröffentlichte, werden die Wiederkäuer für einen erheblichen Teil der Erderwärmung verantwortlich gemacht. Anita Idel hat nun ein sehr überzeugendes Gegenbuch geschrieben. ...
Anita Idel gelingt es, den Lesern neue Perspektiven auf die Kuh als Nutztier zu eröffnen. Nicht nur erfährt man interessante Details, zum Beispiel wie die vier Mägen der Kuh funktionieren, die täglich mehrere Kilogramm Bakterien züchten und das Tier so mit Proteinen versorgen. Idel liefert auch Historisches zum frühneuzeitlichen Kuhhandel oder setzt sich mit der Entwicklungspolitik auseinander. So führt der Brunnenbau in Afrika vielfach dazu, dass die Menschen ihre umherziehende Lebensweise aufgeben und ihre Tiere deshalb zu häufig auf denselben Weiden stehen. Wenn das Gras aber ständig abgefressen wird, regeneriert es sich nicht ausreichend und der Boden laugt aus.
Und nach der Lektüre ist klar: Nicht die Kuh ist der Klimakiller, sondern eine auf Hochleistung fixierte Landwirtschaft, die die produktiven Kreisläufe von Pflanze und Tier ausschaltet und die Kuh zur Maschine degradiert.
... Und hier kommt die Kuh als Klimaretterin ins Spiel. Denn die grasende Kuh steigert die Bodenfruchtbarkeit: Je dichter und dauerhafter der Boden bewachsen ist, desto mehr Humus entsteht und desto mehr Kohlenstoff wird gebunden. "Jede Tonne Kohlenstoff im Boden entlastet die Atmosphäre um 3,67 Tonnen CO2", rechnet Anita Idel vor. Grünland dient also dem Klimaschutz, und die Kuh ist geschaffen dazu, dieses Land zu nutzen, ohne es zu zerstören: Rinder haben nämlich die einzigartige Fähigkeit entwickelt, aus Gras Energie zu erzeugen, in einem komplizierten Wechsel von Schlucken und Hervorwürgen der Grasbüschel und mithilfe von Milliarden von Mikroorganismen in ihren Mägen. Wie unsinnig ist es, diese genügsamen Tiere in den Stall zu sperren und mit Getreide zu füttern, das sie gar nicht gut verdauen können und aus dem stattdessen Brot gebacken werden könnte."
Anita Idel schärft den Blick für den Zusammenhang von Haltungsform- und Klima-Emissionen und porträtiert eine Reihe von Rinderhaltern, die an einer gut funktionierenden "Lebensgemeinschaft von Weidetier und Weidegras" arbeiten. Ihr Fazit: Die Kuh ist kein Klimakiller, sondern Teil einer weltweit verbreiteten Agrarkultur, die Schöpferin und Erhalterin der artenreichen bäuerlichen Kulturlandschaften und ihrer kulinarischen Produkte, und sie verdient unseren Respekt. Wer ihr zustimmt, wird nur noch Fleisch vom Weiderind mögen.
Anita Idel hat ein lesenswertes Buch geschrieben. Logisch aufgebaut in überschaubare Kapitel gegliedert. Ein Muss für Fleischesser. Die Autorin rehabilitiert die Kuh, schärft aber auch den Blick für die Haltung der Tiere und belegt den Zusammenhang zwischen Intensivlandwirtschaft und Klimawandel. Außerdem zeigt sie in vielen Beispielen, dass es auch anders geht.
Allerdings müsse es sich für die Landwirte auch lohnen, ihre Kühe grasen zu lassen, anstatt sie mit billigem Industriefutter zu versorgen, so Idel: "Gleichzeitig müssten auch die Schäden, die durch einseitige industrialisierte Produktion entstehen, sich eigentlich in den Preisen niederschlagen. Dann wäre eine Gerechtigkeit da. Denn dann müssten die nachhaltig produzierten Lebensmittel deutlich günstiger sein als die industriell produzierten."
Vielfach kritisiert wird die Weidewirtschaft mit Rindern und anderen Wiederkäuern, weil diese in der Masse einen hohen Ausstoß an klimaschädlichem Methangas generieren. Laut Idel stellt jedoch synthetischer Dünger, der zur Produktion von energiereichem Kraftfutter wie Mais und Soja in Monokulturen eingesetzt wird, ein größeres Problem dar. Durch die Düngung des Futters für Hochleistungsrinder wird viel Energie verbraucht und zudem Lachgas freigesetzt, das laut Aussage des Buches einen noch größeren klimaschädlichen Einfluss haben soll als das Methangas. Böden verlieren ihre Fruchtbarkeit, Monokulturen schaden der biologischen Vielfalt.
Idel propagiert in ihrem Buch die nachhaltige Weidehaltung als Lösung. Dabei trägt entstehender Kohlenstoff dazu bei, als Humus die Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Entscheidend sei die Art und Weise, wie Rinder gehalten werden: Bei nachhaltiger Weidewirtschaft sei die Klimabilanz des Rindes eine ganz andere als bei Intensivmast mit Kraftfutter.
Anita Idel erklärt, weshalb die Kuh keine Klimakillerin ist und führt aus, wie die Kuh unsere Landschaften geprägt hat.
Kuh & Gras: Schwerpunktthema der Österreichischen Berg- und KleinbäuerInnen-Vereinigung
"Kühe sind Klimakiller", diese Behauptung will die Tierärztin Anita Idel nicht stehenlassen. Kühe auf der Weide könnten dazu beitragen, den Klimawandel zu begrenzen.
Christine Grüll berichtet.
"Dr. Anita Idel erhält am 23. Oktober 2013 den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis für ihr provokantes Buch "Die Kuh ist kein Klimakiller", dessen Veröffentlichung der Diskussion um die Klimaschädlichkeit der Rinderhaltung eine ganz entscheidende Wende gegeben hat." (Aus der Pressemitteilung der Salus-Unternehmensgruppe. Mehr...)
Unser Fleischkonsum steht im Verdacht, erheblich das Klima zu belasten. Tierärztin Anita Idel aber weist energisch darauf hin: Nicht die Kuh und das von ihr ausgestoßene Methan ist das Problem, sondern unsere Art der Viehwirtschaft mit riesigen Ställen und großem Einsatz von eigens dafür produzierten Futtermitteln. Das belastet die Umwelt und reduziert die Flächen für den Nahrungsmittelanbau für den Menschen.
Hören Sie sich hier das von Gerd Dehnel mit der Mit-Autorin des UN-Weltagrarberichts geführte Interview an.Moderator: Johannes Kaiser ist bei mir und er hat ein Buch dabei, das wunderbar in die aktuelle Debatte passt. Das Buch heißt "Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können". Geschrieben hat es Anita Idel. Ich hatte mich gerade an die Vorstellung gewöhnt, dass pupsende Rinder die globale Erwärmung stärker beeinflussen als das Auto. Ist denn der Titel nur eine reißerische Überschrift oder will die Autorin hier wirklich den guten Ruf der Kühe wiederherstellen?
Johannes Kaiser: Es ist kein reißerischer Titel, auch wenn der so klingt, es ist tatsächlich sehr viel Wahrheit dahinter, und das Kuh-Bashing, das wir im Augenblick erleben, oder Fleisch-Bashing, das hat tatsächlich seine Ursache darin, das eben Kühe und Rinder falsch gehalten werden. Diese Schrift von ihr, eine Anklageschrift ist das gegen die Agrarindustrie, was wir ja auch derzeit erleben, ich verweise nur darauf, dass gerade die Umweltverbände sich gegen die industrielle Massentierhaltung gewandt haben, und das ist genau auch die Zielrichtung dieses Buches. ...
Moderator: Wer ist denn nun diese Dame, ist die Tierrechtsaktivistin, ist sie bei Greenpeace, Wissenschaftlerin, oder von allem etwas?
Johannes Kaiser: Sie ist Wissenschaftlerin, sie ist selber Tierärztin und hat also eine sehr große Erfahrung. Ich kenn sie auch aus Interviews. Sie ist eine sehr bedachte Frau, also keineswegs eine Aktivistin, die nun irgendwo mit blutigen Tierfellen vor Industriefabriken steht. Nein, das überhaupt nicht. Sie ist sehr bedacht und sie gehört auch zur Schweisfurth-Stiftung, die sich um eine tiergerechte Haltung unserer Kühe und unserer Rinder kümmert, und darum geht es in dem Buch natürlich auch sehr stark, um tiergerechte Haltung. Wir müssen auch eins beachten, was mir noch gar nicht so bewusst war - Kühe sind eben Grasfresser. ...
Moderator: Zeigt denn dieses Buch nur das Problem auf oder auch Wege heraus, also zu einer Abkehr von der Agrarindustrie, die uns die ganzen Lebensmittelskandale beschert hat?
Johannes Kaiser: Auch da wieder, natürlich gibt es Möglichkeiten, aus dieser Krise herauszukommen, dazu muss man allerdings wissen, das eben die Kühe Gräser fressen und das Grasfressen wiederum die Natur schützt. Gräser speichern in ihren Wurzeln sehr viel CO2, und sie bilden Humus, Humus ist CO2-reich, d.h. die Gräser sind aber angewiesen darauf, dass sie abgefressen werden, sonst können sie in der Form nicht wachsen. das heißt die Weidetiere weltweit, überall, sorgen dafür, indem sie Gras fressen, Weideflächen erhalten, das sehr viel CO2 im Boden gespeichert wird, erheblich mehr CO2, als die Kuh selber freisetzt. Insofern ist die Kuh sogar ein Klimaretter, wenn man es mal übertrieben formulieren will. ...?
"11.07.2019 - Ende Juni verlieh Neumarkter Lammsbräu den 18. Lammsbräu-Nachhaltigkeitspreis in den vier Kategorien Innovation, Unternehmen, NGOs und Medienschaffende. Eine Auszeichnung für das herausragende Engagement zugunsten einer ökologischeren Landwirtschaft ging außerdem an Dr. Anita Idel, Mitglied der Slow Food Arche-Kommission und Slow-Food-Expertin im Bereich Tierhaltung.
"Dr. Anita Idel erhält am 23. Oktober 2013 den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis für ihr provokantes Buch "Die Kuh ist kein Klimakiller", dessen Veröffentlichung der Diskussion um die Klimaschädlichkeit der Rinderhaltung eine ganz entscheidende Wende gegeben hat." (Aus der Pressemitteilung der Salus-Unternehmensgruppe. Mehr...)