Aus der Einleitung der Hg.:

Der Text von Jean Müßgens entwirft mit Rückgriff auf die Philosophie von Emmanuel Lévinas und Edmund Husserl eine konzeptionelle Rekonstruktion algorithmischer Kommunikationsverhältnisse, um im Nachgang die Notwendigkeit einer Technologieethik zu betonen, welche die ursprüngliche Figur des Anderen nicht durch eine autonome, selbstevidente Regelstruktur annulliert. Die Digitalisierung der Lebenswelt droht vor der globalen Annahme, dass das Medium der Hochtechnologie fundamentalontologisch über das Sein des Seienden bestimmt, soziale Handlungszusammenhänge zugunsten einer hochtechnologischen Singularität vorzustrukturieren. Triebfeder dieser Entwicklung ist eine Ethik des Anderen mit umgekehrten Vorzeichen, die sich im Rahmen gabenökonomisch angelegter Datentransaktionen manifestiert. Hier werden im Verhältnis zwischen Mensch und Maschine gezielt parakommunikationssensible Formen der wechselseitigen Anerkennung eingespielt. Ein Vorgang, der zu Lasten eines riskanten Kommunikationsverständnisses geht, das nicht auf die Kontinuierung des Selbst gerichtet ist, und somit droht, die notwendige Ambiguitätstoleranz in gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen zu reduzieren.