Aus der Einleitung der Herausgeber:

Friederike Welter befasst sich auf einer vergleichenden Basis mit der Entwicklung von entrepreneurship in West- und Ostdeutschland in den neunziger Jahren. Theoretischer Bezugspunkt der Betrachtung ist die Neue Institutionenökonomik, speziell das von Douglass C. North vertretene Konzept formeller und informeller Institutionen. Formelle Institutionen definieren, so die Autorin, Opportunitätsfelder für die unternehmerische Initiative, die informellen Institutionen hingegen entscheiden darüber, wie die Einzelnen unternehmerische Chancen wahrnehmen und reflektieren. Die Einführung des marktwirtschaftlichen Regelwerks in den neuen Bundesländern hat für die unternehmerische Initiative günstige Rahmenbedingungen geschaffen bzw. diese in vielen Bereichen überhaupt erst ermöglicht. Folge war – ähnlich wie in den mittel- und osteuropäischen Transformationswirtschaften – ein sofort einsetzender und starker Gründungsboom. In dessen Verlauf haben die Selbständigenquoten in Ostdeutschland fast mit den westdeutschen gleichgezogen und die sektoralen Strukturen der Selbständigen stimmen weitgehend überein. Weiter bestehende Besonderheiten der unternehmerischen Betätigung, wie z.B. der vergleichsweise hohe Frauenanteil bei den ostdeutschen Selbständigen, sind nicht zuletzt auf den Einfluss informeller Institutionen zurückzuführen. Maßgeblich dürften hier andere Einstellungen zur Frauenerwerbstätigkeit in den neuen Bundesländern sein. Auch spielen Pfadabhängigkeiten bei der regional unterschiedlichen Intensität des unternehmerischen Engagements in Ostdeutschland eine Rolle.