Markus Demele
"Hochschulschriften" · volume 143
519 pages ·
44.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-7316-1021-2
(July 2013
)
Immer schneller scheinen sich die Moden und Methoden der Entwicklungspolitik zu wandeln. Die zentrale Bedeutung, die dem Faktor Arbeit für sämtliche entwicklungstheoretische Diskurse zukommt, wird dabei zumeist übersehen. Zugleich haben angesichts vielfacher Krisen auf den Finanz- und Arbeitsmärkten in den letzten Jahren die Debatten um eine neue Global Governance-Architektur zugenommen. Jedoch spielt auch in diesen Diskussionen die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) als älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen kaum eine Rolle.
Demgegenüber deutet Markus Demele die Agenda für menschenwürdige Arbeit der ILO als grundlegende Entwicklungsstrategie und prüft sie am Beispiel des Decent Work Country Programmes in Kenia auf ihre entwicklungspraktische Umsetzbarkeit. Dabei setzt er die Agenda ins Verhältnis sowohl zu traditionellen als auch zu aktuellen Entwicklungsparadigmen und ihren korrespondierenden Kritiken, wie beispielsweise jener der Post-Development-Schule. Ausgehend von der theoretischen Begründung für kultursensible Entwicklungsprogrammatiken wird die These entfaltet, Entwicklungspolitik künftig als internationale Arbeitspolitik zu verstehen und entsprechend zu gestalten. Damit wird der ILO im künftigen Gefüge internationaler Organisationen eine prominente Rolle zuerkannt: Weitet sie den von ihr für zentral erachteten Sozialdialog durch die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure und kulturellerer Institutionen aus, kann sie gerade in Entwicklungsländern arbeitspolitische Inhalte und arbeitsrechtliche Normen mit großer Legitimität formulieren und in Programmen technischer Hilfe implementieren.
Zudem werden Empfehlungen formuliert, wie die ILO selbst institutionell weiterentwickelt werden kann und welche Rolle ihr in einer künftigen Global Governance-Architektur zukommen sollte. Es geht um das Ziel, dass universale Rechte bei der Arbeit global durchsetzbar werden und die Menschen in den verschiedenen sozioökonomischen Kontexten die Möglichkeit erlangen, frei zu entscheiden, welche Entwicklungswege sie jenseits dominierender Modernitätsleitbilder kapitalistischer Prägung beschreiten wollen.
"Das Buch ist ein Plädoyer für die schrittweise Rückeroberung eines Status, der der alten Dame ILO in der Landschaft der internationalen Organisationen wegen ihrer Bedeutung als friedens- und demokratiestärkender Kraft zusteht.
Die ILO steht für die Position, dass Armut und Marginalisierung nur durch menschliche Arbeit, in Anerkennung der Würde der - formell oder informell - Arbeitenden überwunden werden kann. ...
Der Forschungsausblick schließlich birgt eine Fundgrube für die Entwicklungsagenda der ILO. Demele verweist auf die Weiterentwicklung der ILO als Institution, auf die Einbeziehung der Arbeits- und Wirtschaftskulturforschung und ganz aktuell im Kontext der Nachhaltigkeitsdebatte auf die Rolle der ILO im Wachstumsdiskurs. Insgesamt ist die Dissertation vor allem deshalb lesenswert, weil sie Hinweise zur Weiterentwicklung der Global Governance im Sinne einer sozialverträglich gestalteten Globalisierung bietet.