Aus der Einleitung des Beitrags:

Wohlfahrtsstaaten zu kategorisieren und zu vergleichen ist eines der großen sozialwissenschaftlichen Forschungsfelder der letzten 20 Jahre. Esping-Andersens drei Welten des Kapitalismus und die Kritik daran sind mittlerweile Bestandteil jeder sozialwissenschaftlichen Ausbildung und auch vielen Ökonomen sind die Begriffe nicht mehr gänzlich unbekannt. Vor allem aber ist die Analyse wohlfahrtsstaatlicher Institutionen interessant geworden, weil diese nicht nur national, sondern auch international zu einem der wichtigsten Handlungsfelder geworden sind. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese beiden Anforderungen zusammenpassen oder die Wohlfahrtsstaaten damit überfordert werden. Verschiedene Politikfelder unterliegen in stark unterschiedlicher Weise nationalen Eigenheiten und sollen deshalb auch dem internationalen Wettbewerbsdruck in unterschiedlichem Maße ausgeliefert werden. Gerade die wohlfahrtsstaatlichen Politikfelder sind sehr stark national geprägt und dienen in jedem Land auf ihre Weise dazu, Verteilungskonflikte zu beheben (vgl. Hemerijck/Schludi 2000). Demgegenüber sind eher makroökonomisch orientierte Politikfelder wie etwa die Geld- und Fiskalpolitik weniger national geprägt und auch weniger entscheidend für die jeweils nationalen Befindlichkeiten.

Gerade in einer Zeit durchgreifenden sozioökonomischen Wandels liegt es im Interesse der Individuen, dass die diversen sozialpolitischen Institutionen kaum einer Veränderung unterworfen werden sollten, da sie wie ein Anker Sicherheit für die Wirtschaftssubjekte produzieren. Gleichzeitig sind genau diese mikroökonomisch ausgerichteten Politikfelder im Gefolge der Europäischen WährungsUnion (EWU) einem großen Anpassungs- und Flexibilitätsdruck ausgesetzt. Dieser rührt daher, dass mit der EWU die Zahl nationaler Anpassungsmechanismen verringert wurde: Die Geld- und Währungspolitik wurde an die EZB delegiert und die Fiskalpolitik ist durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt restringiert. So bleiben nur noch der Arbeitsmarkt und die ihn prägenden Institutionen als Anpassungsinstrumente an strukturelle Ungleichgewichte übrig. Damit sie ihre Aufgabe erfüllen können, müssen sie ebenfalls den neuen Rahmenbedingungen angepasst werden, was aufgrund der nationalen Spezifika aber mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, die es im Folgenden zu thematisieren gilt.

Ausgangsthese: Wohlfahrtsstaaten nähern sich in ihrer institutionellen Ausgestaltung an – durch Benchmarking, aber vor allem durch die sich ändernden Rahmenbedingungen, die als Antwort einen Instrumentenmix brauchen. Folgenden Fragen soll zur Klärung dieser These nachgegangen werden:

- Welche Wohlfahrtsstaatsmodelle gibt es?

- Was sind die jeweils typischen Kennzeichen?

- Wie ändern sich die Rahmenbedingungen für die Wohlfahrtsstaaten?

- Wie verändern sich diese Modelle?