"Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie"
256 Seiten
24,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1444-9
(10. Februar 2021)
"Der weit überwiegende Teil des Jahrbuchs 7 befasst sich mit dem Brennpunktthema "Innovation" und verwandten Themenkomplexen der Nachhaltigkeit. Die Einzelbeiträge thematisieren neben dem aktuellen ökonomischen Innovationsdiskurs hauptsächlich "Transformationsstrategien und alternative Ansätze der Nachhaltigen Ökonomie" sowie "Handlungsfelder" der sozialökologischen Transformation. Daneben findet der Leser eine Definition von "Nachhaltiger Ökonomie", wie sie im gleichnamigen Netzwerk - das noch pluralistischer aufgestellt ist als Redaktion und Beirat [des Jahrbuches] ... 2009 beschlossen wurden. Präsentiert werden auch "Kernaussagen" zu Problemfeldern sowie zu ökologischen, ökonomischen und sozialkulturellen "Managementregeln". Bei all der Pluralität - allein 15 Problemfelder der Nachhaltigen Ökonomie werden aufgezählt - wird dem nach wirklichen Erkenntnissen und deren gedanklicher Ordnung suchenden Leser leicht schwindlig. Schon bei der Definition der Nachhaltigen Ökonomie fragt sich ja der philosophisch anspruchsvolle Leser, wie eigentlich gewährleistet ist, dass Ökonomie ("ökonomische Theorie"), Philosophische Ethik ("intra- und intergenerative Gerechtigkeit", "Verantwortung"), Sozial- und Politikwissenschaft ("nachhaltige Demokratie"), Rechtswissenschaft ("Angemessenheit") und jene Disziplinen, in denen es um die Klärung und Anwendung der Begriffe "Nachhaltigkeit", "Vorsorge" und "Dauerhaftigkeit" geht, einander eigentlich verstehen. Nur zum letzten Punkt: Müsste nicht zu allererst geklärt werden, was "Nachhaltigkeit" in seiner Grundbedeutung eigentlich meint? Kann man über Nachhaltigkeit eigentlich nachdenken, ohne die in dem Wort enthaltene Zeitdimension explizit zu machen? Lehrt nicht schon das Paradigma der Forst- und Landwirtschaft, dass es dabei immer um die zyklische Zeit gehen muss, um die Wiederholbarkeit? Müsste nicht konsequenterweise neben dem Umgang mit der natürlichen Umwelt auch der Umgang mit der sozialen Mitwelt und der Umgang mit der personalen Innenwelt prinzipiell wiederholbar sein? Wieder nur zum Letzteren: Achten wir als Personen bei Entscheidungen und Handlungen nicht immer darauf, dass sie in ähnlichen Situationen wiederholbar sind und nennen diese Haltung als Philosophen "Reflexivität"? Und generell: Setzt die Überprüfung der wechselseitigen Verständlichkeit der Disziplinen (Kompatibilität) und ihrer Theorien (Anschlussfähigkeit) nicht voraus, das Abstraktionsniveau der Grundbegriffe zu erhöhen, so dass Grundkategorien wie Mensch, Leben, Bedürfnis, Wirtschaft — darunter auch das Marktarrangement als eines unter vielen - und eben auch Dauerhaftigkeit beziehungsweise Nachhaltigkeit als gemeinsame Bausteine für die Fundamente aller weiteren theoretischen und praktischen Bemühungen definiert sind?
Dieses Durcheinander und diese Unklarheiten im herrschenden Nachhaltigkeitsdiskurs wurde im Übrigen schon im Bericht der Enquete-Kommission "Schutz des Menschen und der Unwelt - Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltigen zukunftsverträglichen Entwicklung" aus dem Jahr 1998 zum Thema. In einem Sondervotum kritisiert Jürgen Rochlitz, dass im Mehrheitsbericht der Hunger von heute im globalen Süden umstandslos den Nöten von morgen im globalen Norden (diese idealtypische Trennung wird heute immer mehr verwischt, F. R.) und die soziale mit der ökologischen Dimension gleichgestellt werde. Vielmehr müssten, so Rochlitz, die Bedürfnisse der Dritten Welt einen Vorrang genießen und die Ökonomie als Kurzzeitperspektive der Ökologie als Langzeitperspektive untergeordnet werden. Rochlitz fordert deshalb, das Nachhaltigkeitsdreieck zu einem "Magischen Viereck" auszuweiten, dessen solide Basis die Ökologie ist, auf der einerseits das Soziale, andererseits Kultur und Bildung aufbauen, überwölbt durch die Ökonomie. Rochlitz forderte bereits vor 23 Jahren daher - und das ist dem Rezensenten hier wichtig - mit Zeit völlig anders umzugehen, als das in der herrschenden Marktwirtschaft geschieht. Der Mehrheitsbericht halte im Grunde an der herrschenden Wirtschaftsweise fest. Konkret plädiert Rochlitz für eine konsequente "Kreislaufwirtschaft", für eine "Mode des Langlebigen", für einen "Lebensstil der behutsamen Langsamkeit". Wer heute an einer Nachhaltigen Ökonomie arbeitet, so der Wunsch des Rezensenten für Band 8 und folgende, sollte hinter diesen Erkenntnisstand nicht zurückfallen."
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