"Beiträge zur Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit" · Band 7
444 Seiten
38,00 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1089-2
(August 2014)
Der Frage, wie ich mich ernähre, kann sich niemand von uns entziehen. Die meisten Menschen sehen Ernährung als Teil der persönlichen Lebensführung, über die sie selbst entscheiden wollen. Gleichzeitig hat die Art und Weise, wie wir uns ernähren, vielfältige und weitreichende Auswirkungen auf uns selbst und unsere Mit- und Umwelt. In diesem Sinne sind Fragen der Ernährung gleichzeitig auch gesellschaftliche und politische Fragen. Diese gesellschaftspolitische Relevanz zeigt sich besonders deutlich beim Fleischkonsum. Wie viel Fleisch, aber auch wie viel Molkerei-Produkte und Eier wir essen, bestimmt, wie wir Tiere real halten (können) und hat damit auch komplexe Auswirkungen auf Natur- und Klimaschutz, das Welternährungsproblem und nicht zuletzt auf unsere eigene Gesundheit.
Was meinen wir, wenn wir deshalb bewussten Fleischkonsum für erwünscht oder geboten halten? Können oder müssen veränderte Ernährungsstile mit persönlichen Einschränkungen gleichgesetzt werden? Bergen sie nicht vielmehr Potentiale für eine Steigerung von Lebensqualität und Genuss?
Der Band spannt einen weiten Bogen von Konzepten nachhaltiger Lebensstile über die Art und Weise unserer Fleischproduktion und unseres Fleischkonsums bis hin zu der Frage, was sich daran ändern sollte und wie sich solche Änderungen umsetzen lassen. Die Beiträge dieses Bands setzten sich detailliert damit auseinander, welche Lernprozesse und Veränderungen von persönlichen und gesellschaftlichen Lebensstilen nötig und möglich sind.
"Der enormen Komplexität des Themas "Fleischkonsum" entsprechend spannt der Band in der Tat einen weiten thematischen Bogen, der von grundlegenden tierethischen Überlegungen über die Darstellung diverser Konzepte nachhaltiger Lebensstile, bis hin zur Thematik der Rahmenbedingungen und damit vornehmlich der Verantwortung der Politik reicht.
Abgesehen von dieser wirklich beeindruckend breiten und differenzierten strukturellen Herangehensweise an das Nachhaltigkeits-Schlüsselthema "Fleisch" liegt eine der großen Stärken dieses Bandes m. E. vor allem in der dem Thema angemessenen Interdisziplinarität. Hier wird in bisher einzigartiger Weise die thematisch relevante Fachexpertise aus den Bereichen Agrar- und Ernährungswissenschaft, Biologie, Veterinär- und Allgemeinmedizin, Ökotrophologie, Ökonomie (v. a. Volkswirtschaft), Sozial- und Kulturwissenschaften, Philosophie und Theologie in einer großen Synopse versammelt. Einer Synopse, die durchaus ein breites und heterogenes Meinungsspektrum dokumentiert, was natürlich zur Folge hat, dass man als Leser und Leserin nicht mit allen Beiträgen in gleicher Weise einverstanden sein wird, je nach eigenem Überzeugungshintergrund und eigener Perspektive.
Aber genau diese 'Reibung' ist bei einem derart kontrovers diskutierten Thema im Sinne eines lebendigen interdisziplinären und philosophischen Diskurses als positiv zu bewerten. Zumal in diesem Zusammenhang zudem die nach meiner Einschätzung größte Stärke des Bandes hervorzuheben ist: seine Sachlichkeit. Meinungen werden klar, pointiert und (mal mehr, mal weniger) engagiert präsentiert, aber durchgehend auf der Basis sachlich fundierter Argumente, differenzierter und kritisch-reflexiver Abwägungen (was auch zentrale Begriffe wie den der 'Nachhaltigkeit' betrifft!) sowie reichhaltiger empirischer Daten und Fakten. Eine pauschale 'Fleisch bringt's!'-Propaganda der Fleischlobby fehlt daher ebenso wie jegliche 'Fleisch ist Mord!'-PETA-Polemik. Das mag - je nach Ideologie - unausgewogen erscheinen; mir erscheint es im Sinne einer möglichst nicht (primär) emotional geführten wissenschaftlichen Debatte als angemessen - was natürlich nicht die These impliziert, das Thema 'Fleischkonsum' ließe sich in all seiner Komplexität rein wissenschaftlich, sachlich und frei von Emotionalität 'klären'! Und es impliziert auch nicht die These, dass radikaler (je nach Perspektive: konsequenter) Tierschutz generell als 'ideologisch' zu bewerten sei!"
"Vielfältig sind folglich die Perspektiven der einzelnen Beiträge. Nach einer Klärung begrifflicher und konzeptioneller Aspekte von Nachhaltigkeit und Lebensstilen werden im dritten Kapitel die Konflikte und Synergien zwischen Fleischproduktion und Naturschutz, im vierten Kapitel zwischen Fleischkonsum und Naturschutz dargestellt, was beides eng zusammenhängt. Im fünften Kapitel stehen die Wirkungen des Verzehrs von tierischen Produkten auf die Gesundheit im Mittelpunkt. In den beiden letzten Kapiteln wird gefragt, wie bewussterer Fleischkonsum und nachhaltige Ernährung vermittelt werden können und welche politischen Rahmenbedingungen und gesetzgeberischen Maßnahmen erforderlich sind, um die gewünschten Veränderungen von Ernährungsgewohnheiten zu motivieren und zu unterstützen.
Der rote Faden aller Beiträge ist die explizite Überzeugung, dass ein bewussterer, natur- und umweltverträglicher Fleischkonsum unverzichtbar ist und dass dazu auch die Konsumentinnen beitragen müssen, dass aber gleichzeitig politische Regulierung und Förderung notwendig wird. Grundsätzlich gilt aber wohl: "Wenn wir danach fragen, wessen Gesundheit im Kontext eines nachhaltigen Fleischkonsums mit zu berücksichtigen ist, dann werden wir jene andere Fragen zu berücksichtigen haben und auch andere Antworten geben, abhängig davon, wen wir moralisch berücksichtigen und wessen Gesundheit wir also in den Blick nehmen" (Simon Meisch). Wenn im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung Gerechtigkeit gefordert wird, wäre demnach erst zu klären, wen man in die moralische Gemeinschaft einbeziehen will. Da entsprechende Antworten eine praktische Konsequenz für andere Mitglieder der moralischen Gemeinschaft haben können, lohne es sich, über diese Fragen zu streiten.
"Abgesehen von dieser wirklich beeindruckend breiten und differenzierten strukturellen Herangehensweise an das Nachhaltigkeits-Schlüsselthema "Fleisch" liegt eine der großen Stärken dieses Bandes m. E. vor allem in der dem Thema angemessenen Interdisziplinarität. Hier wird nach meiner Wahrnehmung in bisher einzigartiger Weise die thematisch relevante Fachexpertise aus den Bereichen Agrar- und Ernährungswissenschaft, Biologie, Veterinär- und Allgemeinmedizin, Ökotrophologie, Ökonomie (v. a. Volkswirtschaft), Sozial- und Kulturwissenschaften, Philosophie und Theologie in einer großen Synopse versammelt. Und zwar einer Synopse, die durchaus ein breites und heterogenes Meinungsspektrum dokumentiert, was natürlich zur Folge hat, dass man als Leser nicht mit allen Beiträgen in gleicher Weise einverstanden ist/sein wird, je nach eigenem Überzeugungshintergrund und eigener Perspektive. Aber genau diese "Reibung" ist bei einem derart kontrovers diskutierten Thema im Sinne eines lebendigen interdisziplinären und philosophischen Diskurses als positiv zu bewerten. Zumal in diesem Zusammenhang zudem die nach meiner Einschätzung größte Stärke des Bandes hervorzuheben ist: seine Sachlichkeit. Meinungen werden klar, pointiert und (mal mehr, mal weniger) engagiert präsentiert, aber durchgehend auf der Basis sachlich fundierter Argumente, differenzierter und kritisch-reflexiver Abwägungen (was auch zentrale Begriffe wie den der "Nachhaltigkeit" betrifft!) sowie reichhaltiger empirischer Daten und Fakten. Eine pauschale "Fleisch bringt's!"-Propaganda der Fleischlobby fehlt daher ebenso wie jegliche "Fleisch ist Mord!"-PETA-Polemik. Das mag der/dem einen "Ideologin/Ideologen" so unausgewogen erscheinen wie der/dem anderen; mir erscheint es im Sinne einer möglichst nicht (primär) emotional geführten wissenschaftlichen Debatte als angemessen - was natürlich nicht die These impliziert, das Thema "Fleischkonsum" ließe sich in all seiner Komplexität rein wissenschaftlich, sachlich und frei von Emotionalität "klären"! Und es impliziert auch nicht die These, dass radikaler (je nach Perspektive: konsequenter) Tierschutz generell als "ideologisch" zu bewerten sei!
Aber der Verzicht auf ideologische Engführungen und das Bemühen um wissenschaftliche Sachlichkeit hat nach meiner Einschätzung einen zusätzlichen großen Nutzen. Denn bei aller Heterogenität der im Band versammelten Meinungen gibt es doch einen Konsens quer durch alle Disziplinen dahingehend, dass definitiv ein negativer Zusammenhang zwischen industrieller Fleischproduktion und "Nachhaltigkeit" besteht, in gesundheitlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht, aber sehr wohl auch in ökonomischer. Daraus folgt umgekehrt, dass der bewusste Fleischkonsum (bzw. die deutliche Reduktion des Fleischkonsums oder der konsequente Fleischverzicht - und sei es auch "nur" der Verzicht auf Fleisch aus industrieller Produktion) sehr wohl einen Beitrag zu mehr Naturschutz, Klimaschutz und Gesundheit leisten würde und sich daher auch eigentlich niemand - weder Produzenten noch Politik noch Konsumenten - mehr aus der Verantwortung stehlen kann. Und dass dieser gemeinsame Konsens einer Vielzahl von Experten aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Fachgebieten auf Sachargumenten beruht, lässt ihn m. E. als derart solide und tragfähig erscheinen, dass von allen in der Verantwortung Stehenden praktische Konsequenzen zu erwarten sein sollten - "bottom up" ebenso wie "top down".
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Tierethik
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Nachhaltige Lebensstile und gesellschaftlicher Wandel
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Einleitung