"Kritische Studien zu Markt und Gesellschaft" · Band 12
612 Seiten
39,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1379-4
(04. März 2019)
Die Festschrift zu Ehren von Karl-Heinz Brodbeck umfasst vier Bereiche, die das kreative Schaffen von Brodbeck auszeichnen:
1. Die Beiträge handeln von Räumen der Kritik an vorherrschenden und erstarrten Denkformen, die jede Form des lebendigen Nachdenkens über die Probleme der Zeit verhindern - wobei die Denkformen der Wirtschaftswissenschaften mit ihren Vorstellungen des Maschinellen, Automatischen und Sachzwanghaften im Mittelpunkt stehen.
2. Die Beiträge wollen Räume des bewussten Nachvollzugs gesellschaftlich vorherrschender Denkgewohnheiten eröffnen, die normalerweise unter dem Radar unserer Achtsamkeit liegen.
3. Sie erschaffen Räume des Dialogs, in denen sich unterschiedliche Wissenschaften aufeinander beziehen und miteinander ins Gespräch bringen können.
4. Sie eröffnen Räume der Ermutigung, in denen sich die eigenen individuellen Grenzen und Gewohnheiten überwinden lassen und das Leben selbst sich zum Positiven wandelt und aus dem inneren Reichtum leben lässt. In diesem Kontext stehen insbesondere die Werke von Brodbeck zur Kreativität, die auf seinem vom Buddhismus geprägten Menschenbild beruhen.
In diesem Band kommen Personen aus der Philosophie, der Ökonomie, den Geschichts- und Kulturwissenschaften, der Theologie, der Psychotherapie, der Ethik und der Kunst zu Wort. Sie setzen sich - die meisten explizit - mit den Theorien von Brodbeck auseinander und beziehen sie in vielfältiger Weise aufeinander. Trotz der unterschiedlichen Standpunkte, die hier eingenommen werden, sind viele Gemeinsamkeiten erkennbar. Die Fülle der angesprochenen Themen spiegelt die Fülle des Gesamtwerks von Karl-Heinz Brodbeck wider.
Die einzelnen Beiträge sind gegliedert nach
Karl-Heinz Brodbeck dürfte nicht nur einer der besten Kenner der Philosophie und Theorie des Geldes sein. Er ist auch ein ungewöhnlich hartnäckig nach Erkenntnis strebender Wirtschaftswissenschaftler, vielleicht einer der neugierigsten, kompromisslosesten (in Erkenntnisfragen) und tiefschürfendsten in Deutschland überhaupt. Diese Haltung führte ihn im Laufe seines Lebens vom Marxismus über die Neoklassik hin zum Buddhismus. Vor einem Jahr hat er seinen 70. Geburtstag gefeiert und deshalb von einigen seiner intellektuellen Weggefährten eine Festschrift überreicht bekommen. Sie enthält über zwei Dutzend Beiträge von Philosophen, Theologen, Ökonomen, Geschichts- und Kulturwissenschaftlern, Psychotherapeuten und Künstlern aus dem breiten Umfeld, dem Brodbecks Arbeit galt und gilt. Im ersten Abschnitt mit der Überschrift "Kreativität" wird gefragt, wie Neues entsteht und welche Bedeutung der Kreativität zukommt. Der zweite Abschnitt zur "Philosophie des Wissens und Erkennens" geht der Frage nach, wie wir unsere Welt deuten und wie der Begriff Wahrheit in Zeiten von Fake News verloren geht. Der Abschnitt "Grundfragen der Ökonomie" versammelt philosophische und methodologische Beiträge zur Wirtschaftswissenschaft, ähnlich wie in "Ökonomie und Wissen", wo es um Wissen und Nichtwissen sowie um Formen der Erkenntnis in den vorherrschenden ökonomischen Theorien geht. Unter "Wirtschaftsethiken" finden sich Beiträge zu ethischen Ansätzen und zur Ethik in der Wirtschaftspraxis. "Bildung" enthält eine kritische Bestandsaufnahme zur Transformation von Wissenschaften durch den Bologna-Prozess. Der Abschnitt "Kulturgeschichten: Geld und Kultur" gilt der Geschichte von Geld und Geldformen sowie den Einstellungen zu Kulturen, die vom Umgang mit Geld und den daraus resultierenden Folgen geprägt sind. Und in den Abschnitten über "Buddhismus" und "Achtsamkeit" werden Bezüge zur japanischen Philosophie und zum Deutschen Idealismus hergestellt sowie Handlungsanleitungen zur Praxis der Achtsamkeit gegeben. Lassen wir Karl-Heinz Brodbeck selbst zu Wort kommen, um einen Vorgeschmack auf die Breite und Tiefe der in diesem Buch präsentierten Gedanken aus dem Umfeld seiner Arbeit zu vermitteln. Greifen wir dazu eine Passage auf, die einen Kern in Brodbecks Denken betrifft, nämlich seine Kritik am Geld als Lebens- und Denkform: "Die Welt denkt in einer Form, von der sie beherrscht wird, und die eben deshalb ihre Macht entfalten kann, weil sie unerkannt ist. Das Geld ist das Apriori der Denkformen, die beim Versuch, es zu erklären, scheitern, weil sie immer schon das voraussetzen, was ihren Gegenstand ausmacht. Das Geld kann menschliche Handlungen nur beherrschen, weil sein leeres Wesen und der ihm eigentümliche Schein nicht erkannt werden. (...) Die Theorie des Geldes muss sehr viel mehr leisten, als nur scheinbar nahe liegende Gegenstände zu behandeln. Sie hat es mit einer Vernunftform zu tun, als deren Selbstreflexion sie überhaupt erst einmal zu sich kommen muss, um zu begreifen, dass man je schon tut, was man erst verstehen möchte." (S. 18)
Walzer und Löwenzahn
Die Karriere der Kreativität
Wie wir unsere Welt deuten
Lügen, Bullshit, Fake News
Geld – Denken – Vergesellschaftung
Das Spiel und seine Kontrolleure
Weder rein nomothetisch noch allein idiographisch
Wirtschaftsphilosophische Anfänge
Wissenschaftstheoretische Grundlagen einer anwendungsorientierten postmechanischen Ökonomie
Die Ökonomik als Sozialwissenschaft?
Der Wettbewerb als Verschleierungsverfahren
Wissen und Nichtwissen angesichts „des Marktes“
Ökonomie und Erkenntnis
„Ökonomie ist Ethik.“ Aber welche?
Plädoyer für einen aristotelischen Eid im Finanzsektor
Value Promise
Schuld und Schulden
Bildung gestalten – Zum Ineinsfall von Bildung und Geschichte
Taoismus und Konfuzianismus als frühe Gegenkulturen zur beginnenden Herrschaft des Geldes
Money, Reincarnation, and Karma
Bemerkungen zur anhaltenden Provokation des Jean-Jacques Rousseau
Vom Lassen der Ziele und Mittel
Achtsamkeit
Brodbeck sagt, Buddha sage, Theorien zu haben gezieme sich nicht für einen Vollendeten