"Ethik und Ökonomie" · Band 16
375 Seiten
29,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1146-2
(Juli 2015)
Hardcover
"Aus dem gleichen Verlag kommt ein dicker Band zur "St. Galler Wirtschaftsethik". In ihm wird eine Tagung dokumentiert, die 25 Jahre nach der Gründung des einschlägigen Uni-Instituts stattgefunden hat. Hübsch die Erinnerung zu Beginn: Alois Riklin, der 1982 neu Rektor der damaligen Handelshochschule wurde, habe bei seiner Antrittsrede ein Zitat von Karl Kraus verwendet: "Sie wollen Wirtschaftsethik studieren? - Dann entscheiden sie sich für das eine oder das andere!" In der Folge schuf er eine Forschungsstelle und einen Lehrstuhl, schliesslich 1989 ein ganzes Institut für Wirtschaftsethik, weil er seine Universität nicht nur als eine "Anstalt zum Züchten von tüchtigen Fachleuten" sah. Peter Ulrich und Ulrich Thielemann sind Namen, an die sich Interessierte erinnern. Sie wirkten dort in leitenden Funktionen und konnten mit ihren Themen, Thesen und Fragen, ihrer Ökonomismus- und Kapitalismuskritik recht unbequem werden; dementsprechend gab es auch politisch Streit. Insbesondere als Thielemann sich 2005 im Zusammenhang mit dem Komplex Bankgeheimnis, das damals noch ein totales Tabu war, Gedanken über "eine Art Diebstahl" am ausländischen Steuersubstrat machte. Als er dazu später vor dem Finanzausschuss des Deutschen Bundestags noch als kritischer Experte auftrat, kam es zwar nicht gerade zur lautstark geforderten Entlassung. Aber der HSG-Rektor distanzierte sich öffentlich von seinem Professor.
Die einstigen Exponenten des Instituts waren beim Jubiläum prominent mit Referaten präsent. Ebenso der jüngere, moderatere Florian Wettstein als heutiger Direktor. Mit dem Beitrag von Ulrike Knobloch über "kritische Wissenschaft aus Genderperspektive" ist sogar eine Frau vertreten. Selten genug in diesem Bereich. Weil schon die Vorträge inhaltlich kontrovers, mit Korreferaten versehen und im Schlussteil, den "Reflexionen und Perspektiven", noch zusätzlich kommentiert sind, wird aus dem Konferenzband ein lebendiges Buch. Den leisen Zweifel an der Wirkung einer ethischen Abteilung in der insgesamt wohl nach wie vor neoliberal geprägten Kaderschmiede, der beim Lesen nie ganz verschwand, sah ich symbolhaft auf dem Cover gespiegelt. Oder interpretiere ich den Hinweis auf das dort mit einem Ausschnitt zur Illustration verwendete Gemälde zu frei? Gerhard Richter betitelte 1989 das abstrakte, nun im Bibliotheksgebäude der Uni hängende Bild mit "Illusionen". Vor einigen Jahren habe er es dann in "St. Gallen" umbenannt.
Übrigens: Alois Riklin - der oben erwähnte einstige Rektor der Uni St. Gallen und Sohn eines Bankdirektors - hat kürzlich für die durch FDP und SVP bekämpfte Wiederwahl von Gewerkschaftspräsident Paul Rechsteiner in den Ständerat geworben. Er tat das, weil dieser "als Politiker die Interessen der kleinen Leute vertritt" und "als Jurist für den demokratischen Rechtsstaat eintritt". Bemerkenswert. Bekanntlich hat sich der deutlich links profilierte Rechsteiner im zweiten Wahlgang erstaunlich klar gegen den rechtsbürgerlichen Kandidaten durchgesetzt."
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