290 Seiten
29,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1061-8
(23. Juni 2014)
8 farbige Abbildungen
1992 hat sich die Weltgemeinschaft in Rio auf Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung verständigt. Seither hat der Begriff der Nachhaltigkeit einen steilen Aufstieg erfahren und steht bis heute im Zentrum unzähliger Publikationen und Debatten. Gleichzeitig verstärkt sich durch die häufige Verwendung des Begriffes der Eindruck der Beliebigkeit. Zwar wurden in einigen Bereichen, etwa beim Schutz der Ozonschicht, bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Eine wirkliche Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft stellt die Akteure jedoch bis heute vor große Herausforderungen.
Die Gründe dafür liegen neben einer zunehmenden Ökonomisierung der Gesellschaft und teilweise gravierenden institutionellen Defiziten nicht zuletzt in der hohen Komplexität der Anforderungen, die mit einer kaum vorhersehbaren und nur selten steuerbaren Nachhaltigkeitstransformation verbunden sind. Das vorliegende Buch diskutiert diese Problematik im Kontext von Krisen, Resilienz und Nachhaltigkeit. Der erste Teil beschäftigt sich dabei insbesondere mit der Frage, inwieweit die Resilienz als wichtige Systemeigenschaft die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft beschleunigen bzw. verzögern kann. Wandel setzt aber nicht nur bestimmte Systemeigenschaften voraus, er hängt in entscheidendem Maße auch vom Verhalten der Akteure ab, die diesen tragen müssen. Diesem Punkt widmet sich der zweite Teil mit einer detaillierten Betrachtung der Akteursebene.
"Geist weht, wo er will! Auch im ehemaligen Kloster, wo das dokumentierte Kolloquium der Universität der deutschen Bundeswehr stattfand. Mich überraschte die Radikalität des systemischen Nachdenkens über Ursachen und erwartbare Folgen der gegenwärtigen globalen Krisen.
Auch die politischen Konsequenzen aus den Analysen reichen weit. Eva Lang etwa, an der Militär-Uni als Professorin für Wirtschaftspolitik tätig, sieht einzig mit einer sozialökologisch ausgerichteten Postwachstumsökonomie noch Chancen zu gutem Leben für alle und für kommende Generationen.
Selbst der befürchtete "Zusammenbruch" im europäischen Geld- und Finanzbereich, der "gigantische Verwerfungen" brächte, wäre in regionalen Realwirtschaften aufzufangen, wenn - noch oder wieder - alternative Ansätze bestehen. "Dagegen führt der durch unsere Wirtschafts- und Konsumweise verursachte Klimawandel zu irreversiblen und damit irreparablen Veränderungen des gesamten Ökosystems mit seiner Flora und Fauna sowie der Lebensräume und Lebensbedingungen der Menschen."
Was bleibt da für wen wo zu tun? In den zwölf Referaten finden sich ernsthafte und beispielhafte Antwortversuche."
"Der Begriff der Resilienz wird stets beliebter, nicht zuletzt im Nachhaltigkeitsdiskurs. Einige sprechen bereits von einer Ablösung der mittlerweile vielfach verwaschenen und missbrauchten Nachhaltigkeitskonzepte durch den vermeintlich griffigeren und enger gefassten Resilienzansatz. Zu diesem Thema legen nun Axel Schaffer, Eva Lang und Susanne Hartard den Sammelband "Systeme in der Krise im Fokus von Resilienz und Nachhaltigkeit" vor.
Die Herausgeber(innen) unterteilen den Band in eine sogenannte "Systemebene" und eine "Akteursebene". Zu Beginn findet sich ein theoretisch fundierter und kluger Aufsatz von Peter Finke, Professor emeritus für Wissenschaftstheorie und Kulturökologie, der einen verständlichen Einstieg in das Thema vermittelt. Finke begründet, dass das Konzept der Resilienz vor allem in kulturellen Systemen zum Tragen kommt, da diese auf Regeln und Konventionen basieren und weniger - wie natürliche Systeme - auf Naturgesetzen. Vor diesem Hintergrund legt er scharfsinnig dar, dass eine hohe Resilienz, verstanden als "die Belastbarkeit eines Systems durch und seine Elastizität gegenüber Störungen", nicht per se etwas Wünschenswertes sei. Er verdeutlicht dies beispielhaft an der Widerstandsfähigkeit der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie gegenüber andersartigen Argumenten, etwa solchen aus dem "öko-sozialen Lager". In diesem Sinne können Wirtschaftssysteme als Hemmschuh für die Wandlung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft interpretiert werden.
Daran anknüpfend legt Axel Schaffer einen Aufsatz zur trennschärferen Abgrenzung der beiden Begriffe Resilienz und Nachhaltigkeit vor. Trotz deren enger Verbindung arbeitet Schaffer ein klares Unterscheidungsmerkmal heraus. Während alle Nachhaltigkeitskonzepte einen stark normativen Charakter aufweisen, könne die Resilienz am besten als "wertfreies Messkonzept" zur Beschreibung der dynamischen Entwicklung von Systemen beschrieben werden. Denn erst in Verbindung mit dem normativen Konzept der Nachhaltigkeit werde eine hohe Resilienz zu etwas Wünschenswertem.
Nach den schlüssigen und lesenswerten Beiträgen zur Theorie stellt die Makroökonomin Beate Sauer in ihrem Aufsatz "Resilienz des Finanzsystems am Beispiel der Finanzkrise ab 2008" die Schwierigkeit der Anwendung des Resilienzkonzeptes auf komplexe Systeme der realen Welt unter Beweis. Besitzt das Finanzsystem eine niedrige Resilienz, da es offensichtlich in regelmäßiger Unregelmäßigkeit unter Krisen leidet? Oder besitzt es eine hohe Resilienz, da es Krisen ebenso regelmäßig überwindet, ohne dabei seine Kernidentität aufgeben zu müssen? Schwierig! Sauer schließt, dass eine Aussage zur Resilienz des Finanzsystems nicht getroffen werden kann.
Der Band greift ein hochaktuelles und überfälliges Thema sowohl im Resilienzdiskurs als auch in der Nachhaltigkeitsdebatte auf und versammelt Beiträge namhafter Autor(inn)en. Er richtet sich an ein breites Fachpublikum, denn die Beiträge stammen aus vielerlei Disziplinen, neben der Ökologie und Ökonomie auch aus der Soziologie, Philosophie und Forstwirtschaft. Nicht zuletzt diese Tatsache macht das Buch empfehlenswert, da ein sehr komplexes Thema aus höchst unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Die Voraussetzung für Veränderung und zur Überwindung von Krisen ist nämlich immer das Vorhandensein eines "kooperativen Milieus". Dieser Sammelband macht es vor."
Nachhaltigkeit und Krisen in kulturellen Systemen
Nachhaltige Waldbewirtschaftung durch Diversifikation
Resilienz durch nachhaltige Ressourcenwirtschaft
Soziale Einbettung des Konsums
Krisen – Chancen und Gefahr für eine nachhaltige Entwicklung
Physi(kali)sche Grenzen der Anthroposphäre
Rent Seeking und Nachhaltigkeitstransformation
Resilienz des Finanzsystems am Beispiel der Finanzkrise ab 2008
Von Systemen und Akteuren im Zusammenspiel von Krisen, Resilienz und Nachhaltigkeit
Über die wechselseitige Beziehung von Resilienz und Nachhaltigkeit
Governance auf lokaler und regionaler Ebene – eine Chance für die Nachhaltigkeit?
Geordnete Rückzüge
Resilienz natürlicher Systeme