"... Hesse legt in seinem Konzept einen Schwerpunkt auf den wunden Punkt: Daß auch im Verkehrsbereich die Wachstumsfrage gestellt werden muß. Er zieht dabei die Parallele zum Konzept der Energiewende. Dort hat sich schon lange die Erkenntnis durchgesetzt: Der Energieumsatz muß gesenkt werden (Energiesparen), erst dann machen Strategien zur umweltverträglichen Energiegewinnung einen Sinn. Auf den Verkehr übertragen: Ohne eine Reduzierung der Verkehrsmenge (Verkehrsparen) stoßen Strategien der Verlagerung auf umweltverträglichere Verkehrsmittel und die (umwelt-)technische Optimierung letztlich ins Leere.

Um das motorisierte Verkehrsaufkommen zu vermindern, setzt Hesse auf die Gestaltung des Raumes, und nicht mehr (wie die traditionelle Verkehrspolitik) auf die Gestaltung (bzw. Perfektionierung) der Raumüberwindung. In Abgrenzung zu einer unbegrenzten Beschleunigung und Enträumlichung unserer Lebenswelt, dem immer weitergehenden räumlichen Auseinanderfallen der Lebensbereiche soll eine Wiederentdeckung der Nähe, eine Neubewertung kleinräumiger Dimensionen und eine Abkehr von der Fixierung auf Ferne, Weltmarkt und globale Transportströme treten. In Anlehnung an die Terminologie der Energiewende wird an die Stelle der Verkehrsleistung der Begriff der Verkehrsdienstleistung gesetzt: Nicht die Zahl der gefahrenen Kilometer kann ein sinnvolles Maß für die Mobilität sein, sondern die Zahl der erreichten Ziele und der möglichen Aktivitäten. Eine aktive Raumpolitik der Dezentralisierung und Regionalorientierung soll den dazu notwendigen Verkehrsaufwand minimieren.

Hesses Verdienst liegt darin, mit der 'Verkehrswende ein schlüssiges und konsistentes Leitbild für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung im Verkehr vorgelegt zu haben, das mit anderen Leitbildern in den konzeptionellen Diskurs treten sollte, und das auch zu den Fragen des ökonomischen Rahmens Schlüssiges zu sagen hat."