Aus der Einleitung der Herausgeber:

Auch Vanessa Redak beschäftigt in ihrem Beitrag die Frage, ob trotz der geringen Anzahl an Aktionären in der Bevölkerung das „Aktionärswesen“ gesellschaftliche Hegemonie errungen hat. In Anlehnung an die Regulationstheorie müsste es für die Persistenz eines finanzdominierten Akkumulationsregimes auch eine entsprechende finanzdominierte Regulationsweise, zum Beispiel in Form einer mass investment culture geben. Anhand von empirischen Befunden zeigt Redak, dass die steigende Bedeutung von Finanzmärkten nicht zu einem deutlichen Wandel im Verhalten und Denken von Individuen geführt hat. Individuen zeigen keine Aktionärsmentalität; ihre Risikobereitschaft ist gering und ein Verhalten, das einem rational investor entsprechen würde, ist nicht zu finden. Die Triebfeder einer möglichen Änderung von Finanzmarktverhalten von Individuen verortet Redak schließlich im Zusammenspiel von Umstrukturierungen staatlicher Vorsorgesysteme – im Konkreten in einer Veränderung des Rentensystems hin zu einem kapitalgedeckten System, aufgrund derer den Individuen zumeist keine andere Wahl bleibt, als Kapitalmarktanlagen zu tätigen. Aus hegemonietheoretischer Sicht lässt sich dann allerdings festhalten, dass diese Transformation mehr durch Zwang als durch Konsens vonstatten ging.