Sowohl im politischen Raum als auch in der akademischen Welt werden derzeit die Fragen nach den Ursachen und Folgen von Staatsschulden sowie den Auswegen aus möglichen Staatsschuldenkrisen intensiv diskutiert. Christina Anselmann hat sich in der vorliegenden Arbeit eines hochaktuellen und wirtschaftspolitisch äußerst relevanten Themas angenommen, das angesichts der aktuellen Krise in der Europäischen Währungsunion von großer Bedeutung ist. Anhand von fünf historischen Fallbeispielen wird gezeigt, unter welchen Umständen es in der Vergangenheit möglich war, Staatsschulden absolut und/oder relativ zur Wirtschaftsleistung zurückzuführen und welche ökonomischen Folgewirkungen dies jeweils hatte.
Amazon, beim Buch
(Hubert Milz)
Zunächst wird untersucht, wie Staatschulden überhaupt in die Welt kommen. Die gängigen Antworten aus der Politik (Konjunktursteuerung, Verteilungspolitik etc.) werden befragt, verworfen und eigentlich auf den richtigen Nenner gebracht; und dieser heißt: Bestechung des Wahlvolkes!
Der zweite Ast der Untersuchung fragt danach, wie Staatsregierungen die Schulden, insbesondere die kaum noch zu handhabenden und stetig wachsenden Schuldenspiralen, wieder loswerden können. Mit Blick auf die Geschichte zeigt die Autorin, dass Politiker die Entschuldung in der Regel über fünf Wege umzusetzen versuchen:
- Inflation - Wirtschaftswachstum - Konsolidierung der öffentlichen Haushalte - Finanzrepression - Zahlungsausfall (der Staat stellt die Schuldentilgung ein, Gläubiger im In- und Ausland gucken in die Röhre)
Das Buch ist eine Fundgrube für empirische Daten, die ausgezeichnet zusammengestellt sind; auf Basis einer exzellenten Datenauswertung gelingt der Autorin auch die historische Aufbereitung der Thematik.
Zeitschrift für Parlamentsfragen, 4/2013, S. 925-929
(Henrik Scheller)
"Christine Anselmanns Untersuchung zu möglichen Auswegen aus Staatsschuldenkrise könnte kaum aktueller sein. In Zeiten, in denen der Abbau öffentlicher Verbindlichkeiten als nahezu allein seligmachende Krisenbekämpfungsstrategie postuliert wird, lassen bereits Titel und Covergestaltung aufmerken. Wer eine Sammlung volkswirtschaftlicher Mainstream-Patentrezepte in Form weiterer Ausgabenkürzungen erwartet, dürfte überrascht sein von dem nüchternen, unvoreingenommenen und empirisch fundierten Ansatz, mit dem die Autorin auf Basis historischer Fallstudien fünf mögliche Wege zur Reduktion öffentlicher Schuldenstandsquote analysiert. Bedenkt man dann noch, dass es sich bei der Untersuchung um eine überarbeitete Bachelorarbeit handelt, wirkt die Dogmatik, die die ökonomischen und politischen Mainstream-Diskussionen derzeit beherrscht, umso grostesker - vor allen dann, wenn die Autorin davor warnt, "eine diskretionäre Finanzpoliitik" von vorneherein abzulehnen. ... Aus neoklassischer Sicht müssen Anselmanns Ausführungen geradezu ein Sakrileg darstellen, wenn sie feststellt, "dass sich die deutsche öffentliche Schuldenstandsquote in den vergangenen Jahren weitaus weniger erhöht hätte, wären entsprechende Steuersenkungsreformen ausgeblieben". ... Es ist die ganzheitliche Darstellung, die dieses Buch so wertvoll macht".
"In Zeiten, in denen die Staatsverschuldung krisenbedingt exponentiell wächst und der Abbau der öffentlichen Verbindlichkeiten als nahezu allein seligmachende Krisenbekämpfungsstrategie postuliert wird, lassen Titel und Covergestaltung von Christina Anselmanns Untersuchung aufmerken. Und wer eine Sammlung volkwirtschaftlicher Mainstream?Patentrezepte in Form weiterer Ausgabenkürzungen erwartet, dürfte überrascht sein von dem nüchternen, unvoreingenommenen und empirisch fundierten Ansatz, mit dem die Autorin, auf Basis historischer Fallstudien, die fünf möglichen Wege einer Reduktion der öffentlichen Schuldenstandsquoten analysiert: "Inflation, Wirtschaftswachstum, Finanzrepression, Haushaltskonsolidierung und Zahlungsausfälle auf Inlands? und/oder Auslandsstaatsschulden" (23). Bedenkt man dann noch, dass es sich bei der Untersuchung um eine überarbeitete Bachelor?Arbeit im Fach Wirtschaftswissenschaften handelt, wirkt die Dogmatik, die die ökonomischen und politischen Mainstream?Diskussionen beherrscht, umso grotesker - vor allem dann, wenn die Autorin z. B. davor warnt, "eine diskretionäre Finanzpolitik" (39) von vorneherein abzulehnen. Aus Anselmanns Sicht erscheint es zudem gerecht, "mehrere Generationen an der Finanzierung staatlicher Investitionen in Form von Zins? und eventuell Tilgungszahlungen zu beteiligen" (43). Aus neoklassischer Sicht stellen die Ausführungen der Autorin zum Konnex zwischen staatlicher Einnahmenerhebung und Schuldenentwicklung geradezu ein Sakrileg dar, etwa wenn sie feststellt, "dass sich die deutsche öffentliche Schuldenstandsquote in den vergangenen Jahren weitaus weniger erhöht hätte, wären entsprechende Steuersenkungsreformen ausgeblieben" (49). Eine Konsolidierung durch weitere Ausgabenkürzungen sieht sie vor diesem Hintergrund genauso kritisch wie die vielfach vorgetragene Annahme von Crowding?out?Effekten - ein Mechanismus, der eine Verdrängung privater Investitionen durch ein Übermaß an öffentlicher Kreditfinanzierung unterstellt. Denn schließlich sei sowohl die private als auch die öffentliche Nettoinvestitionstätigkeit seit Mitte der 1970er?Jahre - mit Ausnahmen - stetig gesunken. Es ist die ganzheitliche Darstellung, die dieses Buch auch für die politikwissenschaftliche Diskussion so wertvoll macht, sieht man einmal von den offenbar unverzichtbaren Formeldarstellungen und einigen diskussionswürdigen Feststellungen zu den politischen Ermessensspielräumen des Souveräns ab. Anselmann versteht es, die oft nicht hinreichend gewürdigten Wechselwirkungen zwischen öffentlicher und privater Verschuldung sowie zwischen Staats? und Privatsektor einer Volkswirtschaft sehr verständlich und unter Einbeziehung verschiedener Theorieansätze darzustellen und zu analysieren."
Neues Deutschland, 11.1.2013, S. 10
(Kurt Stenger)
"Geradezu erfrischend anders ist da ein im Metropolis-Verlag erschienenes Buch von Christina Anselmann. Darin weist die Wirtschaftswissenschaftlerin von der Hochschule Karlsruhe darauf hin, dass "historische Reduktionen der öffentlichen Schuldenstandsquoten im Grunde stets auf eine bzw. eine Kombination aus mehreren der folgenden fünf Entwicklungen zurückzuführen waren: Inflation, Wirtschaftswachstum, Finanzdepression und Zahlungsausfälle auf Inlands- und/Oder Auslandsschulden".
Das Buch ist vor allem für die deutsche Debatte wichtig. Hierzulande sehen die herrschende Lehre und weite Teile der Öffentlichkeit Staatsschulden generell als Übel. Dagegen erläutert Anselmann, wann staatliche Kreditaufnahme gerade für künftige Generationen wichtig ist und dass sie sich nicht negativ auf die Gesamtwirtschaft auswirken muss. ... Anselmann weist mit Blick auf die aktuelle Debatte um die Euro-Staatsschuldenkrise aber auch deutlich darauf hin, dass die aufgezeigten möglichen Auswege teilweise kritisch in ihrer Wirkung zu sehen seien. ... Die Autorin schlägt daher vor, ganz neue Wege wie den vorgeschlagenen Schuldentilgungsfonds genauer zu prüfen."
eigentümlich frei, Mai 2012, S. 61
(Luis Pazos)
"Wie man die einst gerufenen Geister mit welchen Folgen wieder los wurde, exerziert Anselmann anschließend anhand folgender historischer Archtypen exemplarisch vor: Deutschland nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg, USA und Großbritannien zwischen 1945 und 1980 sowie Argentinien ab 2002. Insgesamt destilliert sie fünf Faktoren heraus, die - meist in Kombination angewandt - eine öffentliche Verschuldung selbst in mehrfacher Höhe des Sozialprodukts zum Implodieren resp. Abschmelzen brachten: Inflation, Wirtschaftswachstum, Finanzrepresison, Haushaltskonsolidierung und Zahlungsausfall auf inländische Forderungen. Wen der notwendigerweise akademisch gefärbte Duktus sowie die eine oder andere plakatierte Lehrbuchweisheit nicht schreckt, erwirbt mit dem vorliegenden Werk eine akribisch zusammengestellte Datensammlung sowie hervorragende historische Aufarbeitung zum Thema. Sie liefert ferner eine Blaupause für den nicht nur in Euroland eingeschlagenen Weg, über Basel III und Bankenregulierung, die Änderungen der Rahmenbedingungen für die Kapitalanlagen der Versicherungswirtschaft sowie die Zentralbankpolitik im Eurosystem des Schuldenproblems Herr zu werden."