Andreja Benkovic
32 Seiten · 4,24 EUR
(Juli 2010)
Aus der Einleitung:
Während des letzten Jahrhunderts hat sich die sektorale Zusammensetzung europäischer Volkswirtschaften im Hinblick auf die Beschäftigung und die Berufsbilder stark verändert. Den höchsten Beschäftigungsanteil in der Europäischen Union (EU) weist heute nicht mehr das Verarbeitende Gewerbe auf, sondern der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von mehr als 70 %. Theoretische Modelle und Ansätze diskutieren dagegen hauptsächlich die Potenziale des sekundären Sektors. Ein Grund hierfür liegt in der gängigen Charakterisierung von Dienstleistungen: Sie seien „unproduktiv“, „ein Residual“ im Vergleich zu anderen Aktivitäten einer Volkswirtschaft, „unsichtbar“ und letztlich „nicht-handelbar“. In den letzten Jahren hat sich das Merkmal der „Immaterialität“ jedoch verändert. Neben den „traditionellen“ Dienstleistungen des öffentlichen Sektors, erweisen sich „neue“ Arten als zentrale Treiber eines Prozesses hin zu einer wissensbasierten Volkswirtschaft, die wiederum durch „grüne“ Technologien wie den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) unterstützt werden. Die Gemeinsamkeit der „neuen“ Dienstleistungen besteht einerseits darin, dass sie einen geringeren Verbrauch von natürlichen Ressourcen als andere Sektoren aufweisen. Andererseits werden mitunter höher qualifizierte Beschäftigte benötigt. Diese Merkmale erinnern an die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung.
Generell wird Nachhaltigkeit auf makroökonomischer Ebene als ein Zusammenspiel zwischen einem gesamtwirtschaftlichen, ökologisch verträglichen Produktivitätswachstum sowie einer Förderung von (hoch qualifizierter) Beschäftigung und Produktion bzw. Nachfrage verstanden, so dass letztlich ein inter- und intragenerativer Ausgleich verwirklicht wird.
Ziel dieses Beitrages ist es, sowohl das Konzept der Nachhaltigkeit als auch dessen Anwendung in den Dienstleistungssektoren zu untersuchen. Der Aufsatz besteht aus fünf Kapiteln. In Kapitel zwei wird das Konzept der Nachhaltigkeit und dessen Komponenten anhand des Rahmenwerks der EU beschrieben. Daraufhin werden in Kapitel drei weitere theoretische Überlegungen aufgezeigt, die einen nachhaltigen Entwicklungsprozess hin zu einer Dienstleistungsökonomie beschreiben. Diese werden anschließend u.a. für die Darstellung der Transformations- und Integrationsprozesse in den neuen Mitgliedsländern und dem EU-Kandidatenland Kroatien angewendet. Hierbei ändert sich die Sichtweise: Wirtschaftliche Entwicklung und Konvergenz bedeutet nicht nur extensives wirtschaftliches Wachstum. Vielmehr muss ein post-industrieller Prozess auch von einem Wandel der sozioökonomischen Strukturen begleitet werden. In Kapitel vier wird der Tourismussektor in Kroatien entlang dieser Schlussfolgerungen untersucht. Kapitel fünf fasst schließlich die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie an der Universität Hohenheim.