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Das neoliberale Credo

Ursprünge, Entwicklung, Kritik

223 Seiten ·  26,80 EUR (inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-933-3 (September 2012) )

 

Nicht die Staatsschuldenkrise, nicht der Sozialstaat und nicht die plötzlich erwachte Gier der Investmentbanker bedrohen die westlichen Gesellschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die zentrale Gefahr - so die These des vorliegenden Essays - geht aus vom neoliberalen Credo, dem blinden Glauben an die Abhängigkeit der modernen Zivilisation und der persönlichen Freiheit von der Institution selbstregulierender Märkte.

Claus Thomasberger zeigt in einer detaillierten Auseinandersetzung mit den Ansätzen von Walter Lippmann, Ludwig Mises, Friedrich Hayek, Karl Popper und Milton Friedman nicht nur, dass das neoliberale Credo zum Motor der gesellschaftlichen Transformation werden konnte, weil es Laisser-faire durch eine im Kern planwirtschaftliche Vorstellung ('Planung für den Markt') ersetzt. Er macht auch deutlich,

  • dass das neoliberale Credo auf eine Fiktion aufbaut, die über die Mittel verfügt, sich wahr zu machen,

  • dass seine Protagonisten ein falsches Spiel betreiben,
  • dass sie die 'Tatsachen' und die ökonomischen 'Gesetze', auf die sie sich berufen, selbst hervorbringen und

  • dass sie die Wissenschaften missbrauchen, um ihren Aussagen Autorität zu verleihen.

Die Erkenntnis der Schlüsselrolle des neoliberalen Credos legt nicht nur die Fragilität der modernen Gesellschaften und die darin liegenden Gefahren für Freiheit und Demokratie offen. Sie ist auch eine befreiende Einsicht, die neue, bisher unerforschte Wege der gesellschaftlichen Veränderung sichtbar werden lässt.

Portal für Politikwissenschaft, veröffentlicht am 13.02.2013, abgerufen am 01.03.2013. ()

"Weshalb ist es in den vergangenen Jahren trotz der allseitig beklagten Finanz- und Wirtschaftskrise zu keiner Reform des Finanz- und Bankensystems gekommen und wieso erscheint entgegen der Versicherung, der Staat müsse verstärkt eingreifen, dieser als politisch Getriebener und nicht als Gestalter einer verantwortungsbewussteren, wenn nicht gar gerechteren Wirtschaftsordnung? Die Erklärung ist offenbar im vorherrschenden Neoliberalismus zu suchen, dessen Stärke in seinem Credo liegt, die Welt nüchtern und antiideologisch zu sehen, weshalb an dieser vor sich hergetragenen Sachlichkeit nicht nur jegliche normative Kritik abperlt, sondern er für sich selbst auch den Nimbus der Alternativlosigkeit zu beanspruchen glaubt. Aus diesem Grund reicht es auch nicht aus, Neoliberale als bloße Ideologen bestimmter Eliten zu verstehen, sondern sie müssen als zweifellos uneinheitliche Theoretiker ernst genommen werden. Nach einer kurzen Skizze über den klassischen Liberalismus stellt Claus Thomasberger seine zentrale These vor: Der Neoliberalismus verheddert sich in ein Paradoxon, indem er einerseits behauptet, dass jede wissenschaftlich-objektive Planbarkeit von Wirtschaft unmöglich sei, andererseits aber selbst auf eine solche rekurriert, wenn er die eigenen wirtschaftspolitischen Forderungen explizit (natur)wissenschaftlich zu begründen versucht. Damit muss sich aber der Neoliberalismus eher an seinen eigenen Prämissen denn an der empirischen Erkenntnis sozialer Tatsachen orientieren, womit der Neoliberalismus zwangsläufig gegen sein eigenes Credo verstoßen muss. Dieser Widerspruch, der - dies sei am Rande bemerkt - das ambivalente Freiheits- und Rationalitätsverständnis vieler neoliberaler Autoren offenbart, wird im zweiten Teil des Buches anhand zentraler Autoren - Walter Lippmann, Ludwig Mises, Friedrich Hayek, Karl Popper und Milton Friedman - überzeugend ausgeführt. Indem Thomasberger dem (neo)liberalen Glauben an ökonomische Gesetzmäßigkeiten eine Absage erteilt, wird dann auch die im letzten Abschnitt etwas pathetisch formulierte politische Pointe deutlich: "Das größte Hindernis, das einer Lösung der gesellschaftlichen Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind [...], im Wege steht, ist das neoliberale Credo selbst. Der Glaube an die unverzichtbare Rolle des Marktsystems ist die Täuschung, aus der das Gefängnis gebaut ist, in dem wir uns selbst gefangen halten." (210 f.)


the author
Prof. i.R. Dr. Claus Thomasberger
Claus Thomasberger Diplomsoziologe und -Volkswirt, Promotion an der Universität Bremen, Habilitation an der FU Berlin, bis 2017 Professor für Volkswirtschaftslehre und internationale Politik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Gast- und Vertretungsprofessuren an der Knoxville University, der Duke University, der Universität Osnabrück und der Wirtschaftsuniversität Wien. [weitere Titel]
dem Verlag bekannte Rezensionen
  • "überzeugend" ...
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