Katja Rietzler und Rudolf Zwiener
16 Seiten · 3,29 EUR
(21. Juni 2016)
Aus der Einleitung:
In Deutschland schreitet die gesellschaftliche Alterung seit langem ungebremst voran. Dieser Trend wurde nur in den 1980er und frühen 1990er Jahren kurzzeitig unterbrochen. Die sich anbahnende rasche Alterung der Gesellschaft infolge der seit Beginn der 1970er Jahre niedrigen Geburtenrate führte im Bereich der Alterssicherung zu Reformen, die vor allem die Beitragssatzstabilisierung in der gesetzlichen Rentenversicherung und eine Kostenentlastung der Unternehmen zum Ziel hatten. Versprochen wurde allerdings gleichzeitig, dass mit den Rentenreformen insbesondere ab 2001 die Belastungen für die junge Generation reduziert würden und bei Abschluss einer ergänzenden kapitalgedeckten Alterssicherung eine ausreichende Rente ermöglicht werde.
Gut zehn Jahre nach den umfassenden Reformen fällt die Bilanz ernüchternd aus: Die Belastung wurde durch individuell zu tragende Beiträge von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern verlagert, das Rentenniveau wurde und wird weiter abgesenkt, die vielgepriesene Kapitaldeckung ist aufgrund hoher Gebühren und niedriger Renditen trotz Förderung wenig attraktiv und bei einer Geburtenzahl von unter 1,4 Kindern je Frau wird der Alterungsprozess weitergehen, sodass bald der Ruf nach weiteren Reformen laut werden wird. Folgt man der Logik der bisherigen Reformen, dann wird das Rentenniveau einfach weiter reduziert.
Doch: wie weit kann man das Rentenniveau noch absenken, wo jetzt schon für viele Normalverdiener Altersarmut droht? Ein grundlegend anderer Ansatz zur Alterssicherung ist notwendig, wenn das Ergebnis nicht eine Doppelbelastung der jungen Generation durch niedriges Wachstum und Altersarmut sein soll. Der vorliegende Aufsatz will hierzu Anregungen geben. Er ist wie folgt aufgebaut: Im nächsten Abschnitt werden für die Alterssicherung relevante Aspekte der Bevölkerungsentwicklung skizziert. Anschließend wird ein Überblick über die Rentenreformen und insbesondere den Teilumstieg auf das Kapitaldeckungssystem ("Riester-Rente") gegeben und dargestellt, warum mehr Kapitaldeckung entgegen der weit verbreiteten Überzeugung nicht zur Lösung demografischer Probleme geeignet ist. Ein nachhaltiger und verteilungsgerechter Lösungsansatz muss also anders aussehen. Der vierte Abschnitt liefert dazu einige Überlegungen – für die kurze bis mittlere und für die lange Frist. Das abschließende Fazit fasst die Erkenntnisse zusammen.
ist seit 2012 Referatsleiterin für Steuer- und Finanzpolitik am Institut für Makroökonomie und Konjunkturpolitik (IMK) in Düsseldorf. Zuvor arbeitete sie von 2008 bis 2012 als selbständige Ökonomin und Wirtschaftsberaterin in Hannover und Berlin.
[weitere Titel]geb. 1954, leitet gemeinsam mit Ulrike Stein das Referat "Wirtschaftspolitische Beratung und Modellsimulation" am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans- Böckler-Stiftung.
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