Aus der Einleitung der Herausgeber:

Ebenso wie die Finanzialisierung stellt auch der Begriff der Aktionärsgesellschaft auf einen gesellschaftlichen Bedeutungsgewinn des Finanzwesens ab. Im deutschsprachigen Raum haben sich insbesondere Aldo Legnaro und Michael Fischer mit der Zunahme einer aktionärsorientierten Mentalität empirisch auseinandergesetzt. Auch ihre Analyse kreist um die Veränderung moralischer Werte und die Bedeutung von Leistung und Glück beim Agieren auf Finanzmärkten. Als zentrales Element wird hier die Unterscheidung in primäre und sekundäre Kontrolle auf Finanzmärkten gesehen. Es wird deutlich, dass eine primäre Kontrolle nicht möglich ist und daher eine sekundäre Kontrolle, gleichsam eine Kontrollillusion, geschaffen wird. Auch hier lassen sich Finanzbildungsprogramme als Möglichkeit einer Steigerung der Kontrollillusion anführen. Somit wird die Aktionärsgesellschaft nicht durch die zahlenmäßige Stärke der Aktionäre beschrieben, – denn diese liegt nicht vor – und als wesentliche Determinante der Gesellschaftsstruktur verstanden, sondern durch die Homogenität der Interessen und Werthaltungen, die über die Grenzen des Aktionärs hinaus das Handeln des Individuums beeinflussen und den „Imperativ des Erfolgs“ vorantreiben.