Aus der Einleitung der Hg.:

Der Beitrag von Stephan Voswinkel ist den Hindernissen gewidmet, auf welche Versuche einer Statusaufwertung – und damit auch Einkommensverbesserung – sozialer Berufe, allen voran der Kranken- und Altenpflege, immer wieder stoßen. Dabei reflektiert er insbesondere das komplexe Verhältnis zwischen zwei Dimensionen der sozialen Wertschätzung von Berufen: Einem hohen moralischen Ansehen (wegen eines wertvollen Beitrags zum Gemeinwohl) steht bei der Pflege ein niedriger sozialer Status (vor allem in Form eines geringen Einkommens) gegenüber. Zwar ist es durchaus möglich, dass für die Beschäftigten in sozialen Dienstleistungen das hohe Ansehen ihrer Arbeit zu einer bedeutsamen Ressource ihrer Interessenvertretung wird (wie dies beispielsweise bei den Arbeitskämpfen der Kita-Erzieher*innen 2009 und 2015 der Fall war). Das Problem für Pflegekräfte besteht jedoch darin, dass das moralische Ansehen des Berufs ihr Ringen um höhere Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen auch erschweren kann, da es auf einem – im Übrigen von vielen Pflegekräften geteilten – Image beruht: Pflegearbeit wird vor allem als ein sich unterordnender, selbstloser Dienst wertgeschätzt und genau dies kann durch eine konsequente Interessenvertretung auch gefährdet werden. Unter der „Anerkennungsfalle“ versteht Voswinkel folglich, dass sich in der Pflege die moralische Anerkennung zulasten der Statusdimension von Anerkennung auswirkt.

Zu den aktuell dominierenden Strategien, gesamtwirtschaftlich mehr Geld in die Pflege zu lenken, um den Status und die Einkommenschancen der Pflegekräfte zu verbessern, gehört die Professionalisierung der Tätigkeiten. Dabei sollte jedoch – wie Voswinkel herausarbeitet – die Janusköpfigkeit dieser Bemühungen im Blick bleiben. Schließlich zielt Professionalisierung darauf, die Komponente des systematischen Wissens und der spezialisierten Funktionspflege zu betonen und auszubauen – faktisch zulasten des Erfahrungswissens in der Pflege und der ganzheitlichen Sorge um die pflegebedürftigen Personen. Aufgewertet werden damit männlich konnotierte zum Nachteil von weiblich konnotierten Anteilen der Pflege.