Lars Hochmann
"Theorie der Unternehmung" · Band 64
500
Seiten ·
39,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN
978-3-7316-1233-9
(November 2016)
)
Die Not der als anwendungsorientiert apostrophierten Betriebswirtschaftslehre ist folgende: Sie möchte die wirklichen Probleme der wirklichen Welt anpacken und kennt nur den verdinglichten Stern funktionalistischer Apriori: Es wird objektiviert, definiert, gerechnet - es werden leblose Konzept-Korsette für Gestalten geschnürt, die mit dem Schatten zur Sonne figurieren. Zukunftsfähige Wirtschaftswissenschaft geht anders.
In diesem Buch wird das praxis- und naturtheoretische Plädoyer in Anschlag gebracht, dass Betriebswirtschaftslehre nur als kritische Wissenschaft von der Praxis des Unternehmens sinnvoll betrieben werden kann. Das zentrale Anliegen ist, dazu die stillschweigend-theoretische Sphäre klassischer Narrative des Unternehmerischen in einer genealogischen Spurensuche durch das 20. Jahrhundert analytisch sichtbar zu machen, und so, konstruktiv gewendet, praxis- und naturtheoretisch gegen den Strich zu bürsten. Mit diesem Vorgehen verbunden ist die Erwartung, die Lebendigkeit von Natur in Theorie und Praxis des Unternehmens klarer und differenzierter als bislang zur Geltung bringen zu können.
Wenn es uns also überhaupt noch ein Anliegen sein sollte, Zukünfte lebenswert zu gestalten, dann führt vermutlich kein Weg daran vorbei, dem Projekt der Aufhebung der Leblosigkeit den Not-wendenden Raum zur Entfaltung zu gewähren.
"Lars Hochmann hat eine äußerst lesenswerte De- und Rekonstruktion des Unternehmerischen vorgelegt. Dekonstruktion heißt hier die kritisch-produktive Offenlegung bisheriger Grenzen betriebswirtschaftlichen Denkens über das Unternehmerische. Rekonstruktion meint wiederum die Überwindung dieser Grenzen durch die Betrachtung des Unternehmerischen als praktisches Tun.
Eine wichtige Aufgabe der Betriebswirtschaftslehre sieht der Autor dabei im Entwurf nachhaltiger Zukünfte im Umgang mit der Natur. Als "Relationsgeflecht kultureller Praxis" ist Natur stets körperlich zu erfahren. Gesellschaftliche Transformation kann daher auch nur über den Weg der Erfahrung gelingen und das Unternehmerische muss demzufolge Orte des körperlichen Erfahrens und Erlernens von Natur bereitstellen.
Die Arbeit zeichnet trotz der ihr innewohnenden Skepsis letztlich ein positives Bild der praktischen Möglichkeiten gesellschaftlicher Transformation. Hochmann nimmt die Betriebswirtschaftslehre wohltuend für die Entwicklung einer lebenswerten Welt in die Pflicht. Dieses Ansinnen ist vor dem Hintergrund wissenschaftlich legitimierter Praktiken institutionalisierter Naturzerstörungen mehr als angebracht. Die Arbeit ist somit nicht nur auf hohem Niveau theoretisch aufschlussreich, sondern auch außerordentlich aktuell und von hoher gesellschaftlicher Relevanz."