Detlev Ehrig und Uwe Staroske
44 Seiten · 7,20 EUR
(17. Juni 2010)
Aus der Einleitung:
An Visionen über den ökonomischen und sozialen Wandel mangelt es in der Wirtschaftswissenschaft nicht. Smith war sicherlich der erste, der die Segnungen einer fortschreitenden Mechanisierung der Produktion pries. Marx und Engels warfen ihrerseits einen gleichermaßen pessimistischen wie optimistischen Blick auf die mehrwertschaffende Kraft menschlicher Arbeit. Selbst Keynes, von dem es heißt, ihn interessiere nicht die Zukunft, weil wir dann alle tot seien, konnte es nicht lassen, sich Gedanken über die ökonomischen Möglichkeiten seiner Enkelkinder zu machen (Keynes, 1928). Vergessen wir nicht Schumpeter. Er misstraute der schöpferischen Kraft einer Unternehmerwirtschaft in seinen späten Schaffensjahren (Schumpeter, 1942), nachdem er sie zuvor zum Träger der Dynamik erklärt hatte. Schließlich erschien 1949, zunächst noch auf französisch, dann fünf Jahre später erstmals in deutscher Übersetzung, ein Werk, das für das gerade zu Ende gegangene Jahrhundert eine Vollbeschäftigungsvision bereithielt. Gemeint ist Jean Fourastié und seine ?große Hoffnung des zwanzigsten Jahrhunderts? (1954). Gegen eine düstere Sicht der Verdrängung der Menschen aus der Produktion im Zuge des technischen Fortschritts stellte er die hoffnungsvolle Vision einer Tertiarisierung der Wirtschaft. Sie werde zum Quell einer ständigen Beschäftigungsvermehrung. Rund 70 Jahre sind seit der Erstveröffentlichung von Fourastiés noch immer wirkungsmächtigem Werk vergangen. Lohnt sich eigentlich noch heute die Lektüre eines Werkes, das das Ende der Arbeitslosigkeit verspricht, wo doch das Ende der Vollbeschäftigung viel offensichtlicher scheint? Wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen, wird der ehemalige Bundeskanzler Schmidt gern zitiert. Bedeutet dies wiederum, dass wer Fourastié lese, verdächtig viel Zeit verschwende? Machen wir es dem Leser ein wenig leichter: Die Autoren dieses Beitrags haben sich der Lektüre unterzogen und geben im Folgenden zu Foaurastié und seinen Mitstreitern einige Lesehinweise, ein kommentiertes executive summary, wenn man so will. Danach möge der geneigte Leser entscheiden, ob er sich damit begnügen oder in das Original vertiefen möchte
Institut für Konjunktur- und Strukturforschung der Universität Bremen. Seit 1983 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Studiengang Wirtschaftswissenschaften.
[weitere Titel]Fachreferent für Wirtschaftswissenschaft der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.
[weitere Titel]