2. korrigierte und erweiterte Auflage 2011
618 Seiten
29.80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-861-9
(30. Mai 2011)
"Der gewaltige Umfang dieses Buches wird hoffentlich seine breite Rezeption nicht behindern. Helge Peukert hat nämlich eine bewundernswert ehrliche und kompetente Bestandsaufnahme des bisherigen Umgangs mit der Finanzkrise vorgelegt. ...
Peukerts Buch hebt sich wohltuend von anderen Reaktionen auf die Finanzkrise ab, die die Öffentlichkeit in dem trügerischen Glauben wiegen, dass wir uns im Gegensatz zu Lucas Zeises "Ende der Party" (2009) mit einem "Weiter so" bereits wieder auf der Überholspur in die Richtung einer Dauerkonjunkur mit Wachstum und Vollbeschäftigung befinden. Weder verharmlost Peukert die Beinahe-Kernschmelze des Weltfinanzsystems als Betriebsunfall noch liefert er ein vordergründig-kritisches Scheingefecht, bei dem die Ursachen der Krise letztlich doch unangetastet bleiben. ...
Trotz seiner Zurückhaltung gegenüber Gesell kommt Peukert auf den letzten Seiten seines Buches erfreulicherweise auf genau jene schon eingangs angesprochene "ungeklärte Zukunftsfrage" zurück, zu deren Lösung Gesells Freigeld bzw. Keynes' "künstliche Durchhaltekosten" auf liquide Mittel in weiter entwickelter Form vielleicht doch noch einmal etwas beitragen könnten. Zusätzlich zu all den von Peukert für notwendig gehaltenen Reformen, die den Finanzmärkten 'von außen' Daumenschrauben anlegen, wird es nämlich auch notwendig sein, ihre permanente Expansion und Verselbständigung 'von innen' mit einem Abbau der (u.a. durch den Zinseszins bewirkten) Konzentration der Geldvermögen" zu bremsen. Letztlich geht es auch für Peukert und die "ungeklärte Zukunftsfrage: Wäre eine ökologisch tragfähige Gesellschaft, die nicht auf den Wachstumsimperativ angewiesen ist, mit einer Geldordnung vereinbar, in der es positive Zinssätze gibt? Falls die Frage zu verneinen ist: Ist eine Geldordnung in einer arbeitsteiligen Wirtschaft ohne positive Zinssätze möglich?" (S. 25, 27)
Nachdem diese Schlüsselfrage bei allen Ausführungen Peukerts zu den Finanzmarkttheorien des ökonomischen Mainstreams sowie zu den alternativen Erklärungsansätzen und Reformvorschlägen im Hintergrund geblieben ist, taucht sie am Ende als Krönung seines Buches wieder auf. Mit einer bewundernswerten Geste der Aufrichtigkeit bekennt Peukert, dass er "sich an die letzte Wurzel des Problems der Finanzmärkte bisher nicht herantraute: Wie kann ein Wirtschaftssystem überleben, das angesichts positiver Zinssätze und mit Vermögenswerten, die Rendite abwerfen sollen, was letztlich nur durch Erlöse aus der Realspähre geleistet werden kann, ein System also, das auf Wachstum angelegt ist, mit den Erfordernissen der Ökosphäre harmonieren, die stetiges Wachstum nicht mehr verträgt.
Diese Fragen im wirtschaftswissenschaftlichen Raum überhaupt zu stellen, ist - unabhängig davon, wie sie in Zukunft beantwortet werden - ein geradezu sensationelles Ergebnis."