Aus der Einleitung der Hg.:

Christine Künzel beschreibt in ihrem Beitrag die spezifische Metaphorik des ökonomischen Feldes, die in ökonomischen und literarischen Texten zum Ausdruck kommt. Sie nimmt dabei in besonderer Weise auf das Konzept der strukturellen Metaphern bei Lakoff und Johnson Bezug. Künzel vermittelt unter anderem einen Überblick über Studien, die analysiert haben, mit welchen Leitmetaphern die Diskurse über die Finanzkrise 2008 gefolgt sind. Darin und in der Entwicklung nach 2008 zeigen sich nach Künzel zwei große Trends: erstens eine Naturalisierung der Wirtschaft, diese vermittle eine naturwissenschaftliche Autorität und den Anschein von Objektivität, und zweitens die Master-Metapher der Buchhaltung, die für die umfassende Ökonomisierung der Gesellschaft grundlegend ist.

Künzel plädiert dafür, zum Verständnis ökonomischer Prozesse ein Konzept von Fiktion zu verwenden. Als Beispiel verweist sie auf die „Geldfiktion“, durch die ein und für sich wertloses Stück Papier Wert bekomme. Ökonomische Fiktionen sind zudem ausgelegt, imaginierte Zukünfte in wahrscheinliche überzuführen. Das geschehe durch Geschichten, in denen zum Beispiel ein märchenhafter Optimismus für die Zukunft zum Ausdruck kommt, bevor dann Wirtschafts- und Finanzkrisen ausbrechen. Künzel diskutiert (mit Verweis auf die Philosophen Paul Ricoeur und Cornelius Castoriadis) die positiven Funktionen eines gesellschaftlichen Imaginären und stellt sich die Frage, ob es aktuell eine gesellschaftliche „Imaginationsblockade“ gibt.