Aus der Einleitung des Herausgebers:

Ausgehend von einem gesellschaftstheoretisch bestimmten Ethosbegriff wird die Frage aufgeworfen, wie dieser ethische Wahrnehmung und soziale Gestaltung beeinflussen kann. Es ist die Perspektive der (protestantischen) theologischen Ethik, aus der die Verknüpfung des Ethos und menschlicher Kognition entwickelt und für die Überlegungen der Governanceethik anschlussfähig gemacht wird. Wesentlich dafür ist, dass Ethos verstanden wird als der Ort des gemeinsamen menschlichen Lebens, der Ort, an dem Menschen sich zusammenfinden und genau in diesem Akt des Zusammenfindens ihr Leben als menschliches entdecken. Gesellschaft ist daher auch immer ein ?sich-miteinander-zurechtfinden?. Ohne Lernprozesse und ohne Kommunikation, ohne ethossensitive Governancestrukturen, so die Argumentation, kann dieser Akt gelingender Kooperation nicht ins Werk gesetzt werden. Dies gilt für alle Praxisbereiche menschlicher Existenz, so auch für die Ökonomie. Deren Vermittlung zur Conditio Humana Moralis definiert den Wahrnehmungsraum, den der Diskurs der Wirtschaftsethik zum Gegenstand hat. Dabei geht es Ulrich nicht in erster Linie um das Thema der Wirtschaftsethik, sondern, wenn ich es richtig verstehe, um den Beitrag einer christlichen Ethik zur Governace moderner Gesellschaften, deren Conditio Humana im Ethos des geschöpflichen Lebens liegt, die aber zugleich als Ökonomie Gottes über eine Grenze zur menschlichen Ökonomie verfügt. Kann diese inhaltliche Bestimmung im System der Ökonomie Relevanz erlangen? Darauf gibt die Untersuchung keine abschließende Antwort, wohl aber den Hinweis, dass damit eben auch ein Rahmen für die Wahrnehmung moralökonomischer Sachverhalte vorgegeben wäre.