Christian Gehrke
21 Seiten · 3,91 EUR
(
June 05, 2006
)
Aus der Einleitung des Beitrags:
Eines der bevorzugten Forschungsgebiete Peter Kalmbachs ist die Input-Output Analyse, wobei sich sein Interesse in der für ihn typischen Weise sowohl auf theoretisch-konzeptionelle Fragestellungen wie auch auf deren empirische Umsetzung richtet. Unverzichtbare Grundlage für solche Untersuchungen sind Input-Output Tabellen, in denen die intersektoralen Produktions- und Lieferverflechtungen einer Volkswirtschaft statistisch erfasst werden. Bekanntlich geht die Konzeption solcher Tabellen und die Entwicklung des zugehörigen analytischen Instrumentariums auf Beiträge von Wassily Leontief zurück, der seinerseits auf das physiokratische Schrifttum, und insbesondere auf François Quesnays Tableau économique, als wesentliche Inspirationsquellen für seine Arbeiten verwiesen hat. Tatsächlich steht die Input-Output Analyse theoriegeschichtlich in einem engen Bezug zum surplustheoretischen Ansatz, wie er sich bei Petty, Cantillon, den Physiokraten und den englischen Klassischen Politischen Ökonomen von Smith bis Ricardo findet; die ?klassischen Wurzeln? der Input-Output Analyse sind jüngst von Kurz und Salvadori (2000) im Detail nachgezeichnet worden.
Der vorliegende Aufsatz kann als eine kleine Ergänzung zu diesem theoriegeschichtlichen Abriß zur Vor- und Frühgeschichte der Input-Output Analyse gelesen werden. Er befasst sich mit einem frühen deutschen Beitrag zur Kreislaufanalyse aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. In dem 1817 veröffentlichten ?zweyten Nachtrag? zu Georg von Buquoys Theorie der Nationalwirthschaft (1815) findet sich eine ?Tabellarische Uebersicht der Zusammenhänge der Gewerbe unter einander, mit vorzüglicher Rücksicht auf die wesentlichern Bedürfnisse des großen Haufens? (Buquoy 1817: 382-99), die als ein früher Ansatz zur Entwicklung einer Input-Output Tabelle interpretiert werden kann, die in mehrerlei Hinsicht über die im physiokratischen Schrifttum anzutreffenden Darstellungen des Wirtschaftskreislaufs hinausreicht. Buquoy versucht auf recht originelle Weise, die Abbildung intersektoraler Produktionsverflechtungen mit einer im wesentlichen an Adam Smith orientierten Konzeption des ?Social Accounting? zu verbinden, wobei er aber zugleich auch eine Neubestimmung der Rolle der Löhne im Einkommenskreislauf vornimmt. Die Tatsache, dass Buquoys ?Tabellarische Uebersichten? im Vergleich sowohl mit den physiokratischen Tableaux économiques wie auch mit modernen Input-Output Tabellen einige spezifische Eigentümlichkeiten aufweisen, lassen eine eingehendere Beschäftigung mit ihnen interessant erscheinen. Der Aufsatz gliedert sich wie folgt. Abschnitt 2 gibt einen kurzen Überblick über Leben und Werk von Georg Graf von Buquoy, und über seine Beiträge zur Politischen Ökonomie. Abschnitt 3 befasst sich mit Buquoys ?nationalwirthschaftlichem Prinzip?, das zum Verständnis seiner tabellarischen Übersichten, die in Abschnitt 4 vorgestellt und erläutert werden, unverzichtbar ist. Abschnitt 5 enthält eine kurze Zusammenfassung.
ist außerordentlicher Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Graz und stellvertretender Leiter des Graz Schumpeter Centre. In seinen Forschungsarbeiten beschäftigt er sich vornehmlich mit wachstums- und verteilungstheoretischen Fragen und mit den Auswirkungen des internationalen Handels und des technologischen Wandels unter theoriegeschichtlichen Aspekten.
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