„Die herkömmliche Volkswirtschaftslehre interpretiert das Phänomen Geld von seinen Funktionen her als neutrales, allen nützendes Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel, das sich aus praktischen Gründen zur Überwindung des Naturaltausches ursprünglich spontan aus Markttransaktionen rationaler Einzelakteure entwickelte.

Dieser Harmonietheorie stellt Goethe eine heute nur von einigen heterodoxen Ökonomen vertretene Alternativtheorie gegenüber. Diese berücksichtigt Macht- und Interessenfaktoren sowie die konstitutive Rolle einer autorisierenden öffentlichen Instanz (Staat) zur Durchsetzung und Garantie einer Geldordnung. Entscheidend ist nach dieser Theorie, wer das Recht hat oder sich herausnehmen kann, an sich wertloses (Papier-)Geld zu drucken und gegen echte Güter einzutauschen. Wer also kann Arbeit kommandieren (wie Faust im fünften Akt) oder Konsumchancen eröffnen (wie der Kaiser im ersten Akt)? Wer hat das Recht und Privileg, ein „Nichts“ (Papiergeld) gegen etwas real Wertvolles zu tauschen? Goethe stellt im Faust zu der These der dienenden Tauschfunktion des Geldes sogar die Gegenthese auf.“ (H. Peukert)