Aus der Einleitung der Hg.:

Ulrich Thielemann diskutiert in seinem Beitrag Heterodoxie, Positivismus und Ökonomismus. Über die Vergeblichkeit der Überwindung des Neoliberalismus auf positivem Wege eine anderen Wechselbezug zwischen Forschenden und Beforschten: Wird ihnen eine ethische Dimension zugeschrieben? Thielemann unterscheidet grundsätzlich zwischen einer Ethik, die aus einer außenstehenden Position die soziale Welt ethisch deutet und zweitens einer reinen „Anwendung“ ethischer Normen „auf “ die Wirtschaft, die damit als unumstößliche „Tatsache“ legitimiert wird. Letzteres sei insbesondere in neoklassischen Ansätzen zu finden, die faktisch als Marktideologie fungieren, aber im Selbstanspruch einer positiven Wissenschaft ihre eigenen normativen Geltungsansprüche nicht reflektieren können. Dieser Befund treffe auch auf den positivistischen Strang der ökonomischen Heterodoxie zu, der von „Marktversagen“ ausgeht, aber dabei den „perfekten Markt als Norm“ voraussetzt und nur noch seine empirische Geltung in Frage stellt. Damit werde auch hier die Ökonomisierung der Lebensverhältnisse legitimiert. Thielemann stellt die darin implizierte Grenzziehung, was als legitimes Wissen und was als Nichtwissen gilt, in Frage und formuliert einen klaren Anspruch an eine neue Politische Ökonomie: Sie solle ihre eigene unausweichliche Normativität explizit machen und kritisch reflektieren.