Aus der Einleitung:

Kaum ein anderes Industrieland setzt über eine so lange Zeit systematisch auf Industriepolitik wie Japan, wenngleich unter wechselnden Vorzeichen: (i) nach der gewaltsamen Öffnung des Landes von außen sollte mit der Meiji Restauration 1868 der technologische Rückstand des Landes vom Westen aufgeholt, (ii) nach dem Zweiten Weltkrieg der Wiederaufbau des Landes beschleunigt und (iii) nach dem Platzen der Finanzblase Ende der 1980er Jahre die Wirtschaft stabilisiert werden. Zentraler Akteur war die japanische Bürokratie.

Die Schlüsselfrage der weiteren Überlegungen ist: Betreibt Japan auch heute eine Industriepolitik – und welches sind wesentliche Treiber für deren Ausprägung?

Als Hypothesen werden angenommen, erstens, dass die Protagonisten der nationalkonservativen ‚Liberal-Demokratische Partei‘ (LDP) an der 150-jährigen Tradition festhalten, Industriepolitik zu betreiben. Zweiter Ausgangspunkt ist, dass in einem sich rasch verändernden technologischen Umfeld die japanische Industriepolitik genau diese Veränderungen umfassend aufgreifen und beschleunigen will. Die dritte These ist, dass Japan vor dem Hintergrund der demografischen Veränderungen des Landes und ethischen Fragestellungen durch neue Produkte und Dienstleistungen anders als früher industriepolitische Herausforderungen mit gesellschaftspolitischen Herausforderungen verknüpft. Hier ist das japanische Konzept einer ‚Society 5.0‘, einer ‚Super Smart Society‘, zu lokalisieren. Der Schlüsselfrage soll nun nachgegangen werden, indem der Ort der Hypothesen bestimmt wird.