"Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft" · Band 5
248 Seiten
29,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-985-2
(Januar 1987)
Im Volksmund heißt es "Totgesagte leben lang"! Das trifft zweifellos auf die Keynessche Theorie zu. In den nunmehr über fünfzig Jahren seit dem erstmaligen Erscheinen der "General Theory" wurde ihr Ende des öfteren verkündet. Doch bislang vermochte sie sich stets von ihrem Siechtum zu erholen, um das Krankenlager scheinbar gesund und gekräftigt zu verlassen.
Warum kann sich diese Theorie mit solcher Zähigkeit allen Kritiken zum Trotz behaupten? Was macht sie für die einen zu einem nie versiegenden Quell der Inspiration, für andere zu einem Ärgernis und für wiederum andere zum Gegenstand permanenter Herausforderung? Zweifellos sind die Antworten auf diese Fragen in der zentralen Botschaft oder Vision der "General Theory" zu suchen. Danach können sich in einer Geldwirtschaft mit Konkurrenzmärkten und rational handelnden Wirtschaftssubjekten Zustände herausbilden und aufrechterhalten, in denen zumindest ein Markt - der Arbeitsmarkt - nicht geräumt ist. Es ist somit die Behauptung der Existenz eines dauerhaften Gleichgewichts mit unfreiwilliger Arbeitslosigkeit, welche die disparaten Reaktionen unter den Ökonomen hervorruft.
Eine derartige Behauptung muß für jene - wir wollen sie "orthodoxe neoklassische Ökonomen" nennen - ein Ärgernis darstellen, die davon überzeugt sind, daß sich in einer Marktwirtschaft bei vollkommener Konkurrenz langfristig stets nur ein allgemeines Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung, in dem sämtliche Märkte geräumt sind, einstellen kann. Ein "Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung" ist für sie ein Widerspruch in sich, d.h. mit den Annahmen der Konkurrenz und rationalem Individualverhalten unvereinbar, folglich ein unverzeihlicher Verstoß gegen die ehernen Gesetze der Logik. Denn solange auch nur ein Markt noch nicht geräumt ist, müssen für einzelne Wirtschaftssubjekte Möglichkeiten vorhanden sein, ihre Situation zu verbessern. Rationale Individuen werden diese Möglichkeiten durch entsprechende Anpassungen nützen, die ihrerseits Preisänderungen nach sich ziehen, bis sich ein allgemeines Gleichgewicht eingestellt hat, in dem weitere Verbesserungen nicht mehr bzw. nur noch zu Lasten anderer Individuen möglich sind. Diese "orthodoxen neoklassischen Aussagen" über die Existenz und Paretooptimalität eines allgemeinen Gleichgewichts sind erst nach der Veröffentlichung der "General Theory" rigoros nachgewiesen worden. Eine Entschuldigung für Keynes, jedoch keine für Keynesianer.
Viele "orthodoxe neoklassische Ökonomen" sind indes bereit zu konzedieren, daß sich reale Ökonomien in der Regel nicht im allgemeinen Gleichgewicht zu befinden brauchen. Exogene Schocks können für geraume Zeit Ungleichgewichte mit beträchtlicher Arbeitslosigkeit hervorrufen. Da diese Ökonomen nicht die Existenz von Ungleichgewichtszuständen leugnen, die die von Keynes charakterisierten Merkmale besitzen können, gibt es neben dem theoretischen einen wirtschaftspolitischen Dissens. Während nämlich die meisten Keynesianer den Einsatz geld- und fiskalpolitischer Instrumente in Rezessions- und Depressionszeiten zur Wiederherstellung von Vollbeschäftigung für unumgänglich halten, bezweifeln die "orthodoxen neoklassischen Ökonomen" die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen. Langfristig führen derartige Eingriffe ihrer Meinung nach zu erheblichen Fehlallokationen, einerseits infolge einer Verdrängung effizienter privater Aktivitäten durch ineffiziente, weil nicht marktsanktionierte staatliche Aktivitäten, andererseits infolge zunehmender Inflationsraten. Aufgrund verzögerten Handelns der Bürokratie und diverser, unkontrollierbarer Wirkungsverzögerungen bestehe außerdem die Gefahr, daß Maßnahmen zur Konjunkturbelebung tatsächlich erst wirksam werden, wenn sich die Wirtschaft bereits wiederum aus eigenen Kräften in einer Aufschwungphase befindet, und somit destabilisierend wirken. Diskretionäre Eingriffe, das A & O keynesianischer Wirtschaftspolitik, seien demzufolge wegen ihrer ungewissen Folgewirkungen abzulehnen. Wenn wirtschaftpolitische Maßnahmen überhaupt für erforderlich gehalten werden, dann sollten diese für die Wirtschaftssubjekte vorhersehbar und daher an feste Regeln gebunden sein. Der Leser wird darin unschwer die Aussagen des Monetarismus und tendenziell auch der neuen klassischen Makroökonomie erkennen können.
Keynesianer halten diese Auffassungen überwiegend für verfehlt. Sie werden nicht müde zu betonen, daß die Aussagen der "orthodoxen neoklassischen Ökonomen" auf irrealen Annahmen basieren. Diese Welt sei charakterisiert durch eine Vielfalt nicht eliminierbarer Unsicherheiten und Informationsmängel, die vollkommen funktionierende Märkte und perfekt rational handelnde Wirtschaftssubjekte als das erkennen lassen, was sie in Wahrheit sind: Fiktionen ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit. Nur durch eine explizite Berücksichtigung dieser Charakteristika könne eine Überwindung der Fehler der neoklassischen Orthodoxie möglich werden. Strittig unter Keynesianern ist die Relevanz einer Gleichgewichtskonzeption. Angesichts der unkalkulierbaren Risiken erscheint manchen von ihnen die postulierte Tendenz zu stabilen Gleichgewichten (bei Unterbeschäftigung) als ein Schritt, der im Widerspruch zu Keynes' Einsicht der "volatility" der Erwartungen steht.
Die Reaktion der "orthodoxen Neoklassiker" ist bekannt. Auch in einer Wirtschaft mit Unsicherheit werden sich die Individuen rational verhalten und alle verfügbaren Informationen zur Bildung ihrer Erwartungen nutzen. Erwartungsfehler werden verursacht durch exogene Schocks oder unvorhersehbare wirtschaftspolitische Maßnahmen. Die Keynessche Theorie basiere auf ad-hoc Annahmen über das Verhalten im Ungleichgewicht und über die Erwartungsbildung. Gesicherte theoretische Grundlagen gebe es nur für das Verhalten der Individuen im Gleichgewicht, folglich müsse man konsistenterweise auch Konjunkturzyklen als Gleichgewichtsbewegungen deuten. Maßnahmen zur Konjunkturstabilisierung hätten, wenn sie korrekt erwartet würden, keinerlei reale Effekte. Unerwartete Maßnahmen würden normalerweise destabilisierend wirken, da sie die Unsicherheit in der Wirtschaft erhöhen.
Ist mit der Feststellung der Unvereinbarkeit der Grundpostulate der "orthodoxen Neoklassiker" und der "Keynesianer" wirklich alles gesagt, was rational entschieden werden kann? Gibt es keine Möglichkeit der Vermittlung zwischen diesen disparaten "Weltanschauungen", die überprüfbare Aussagen und eine Diskriminierung zwischen den Theorien erlaubt?
In den letzten beiden Jahrzehnten haben die Arbeiten vieler Theoretiker, die hier in Ermangelung eines besseren Ausdrucks als "aufgeklärte Neoklassiker" bezeichnet seien, entscheidende Schritte zur Überwindung dieser Kluft unternommen. Für sie sind gegenwärtig zwei Prämissen aus methodologischen Gründen unverzichtbar:
a) Individualismus: Ausgangspunkt jeder Erklärung - auch gesamtwirtschaftlicher Vorgänge - sind Individuen, die sich rational verhalten. Rationalverhalten setzt aber keineswegs vollkommene Information voraus. Es impliziert Konkurrenz, weil rationale Individuen Möglichkeiten der Gewinnerzielung nutzen. Das bedeutet nicht, daß Unvollkommenheiten der Konkurrenz ausgeschaltet zu sein brauchen, sondern nur, daß diese aus dem Rationalverhalten (z.B. über Informationsmängel) begründet werden müssen.
b) Gleichgewichtsanalyse: Ziel jeder Analyse ist der Nachweis stationärer Zustände, in denen kein Individuum mehr seine Situation durch neue Angebote verbessern kann. Es ist aber a priori nicht ausgeschlossen, daß solche Gleichgewichte ungeräumte Märkte aufweisen können.
Dieses Jahrbuch ist der kritischen Darstellung der facettenreichen und bedeutendsten Entwicklungen und Neuerungen der "aufgeklärten Neoklassik" gewidmet.
Gleichgewicht , Konkurrenzmärkte, Rationalverhalten? Sind diese heroisch idealisierenden Konzepte nicht zu stark? Hat nicht Keynes von ihnen und ihrer Verkörperung in der "orthodoxen Neoklassik" Abschied genommen? Unabhängig davon, welche Auffassung man Keynes in diesen Fragen zuschreiben möchte - ein seit dem Erscheinen der "General Theory" strittiges Problem unter Keynes-Exegeten - die intellektuelle Herausforderung liegt eben darin, unter starken, d.h. möglichst strengen Annahmen, den Nachweis der Existenz von Gleichgewichten mit unfreiwilliger Arbeitslosigkeit führen zu können. Nur dadurch erreicht man die nötige Trennschärfe bei der Unterscheidung der Ansätze der "orthodoxen Neoklassiker" von jenen der "Keynesianer". Es war und ist ja nicht umstritten, daß außerhalb des Gleichgewichts ungeräumte Märkte im allgemeinen und Arbeitslosigkeit im besonderen durchaus bekannte Phänomene sind. Der entscheidende Unterschied liegt in der Frage, ob es denkbar ist, daß eine Konkurrenzwirtschaft bei Unterbeschäftigung in ein Gleichgewicht kommen kann - wovon die Keynesianer ausgehen - oder nur bei Vollbeschäftigung - wie die "orthodoxen Neoklassiker" glaubten und auch heute immer noch glauben. Aus diesem Grunde ist die Suche nach der Begründung eines Gleichgewichts mit unfreiwilliger Arbeitslosigkeit bei Konkurrenz auf allen Märkten und individuellem Rationalverhalten eine Herausforderung an die Theorie von Keynes, der sich Theoretiker in zunehmendem Maße bewußt sind. Wenn es unter diesen Voraussetzungen gelingt, das Problem zu lösen, dann ist unstreitig eine Verallgemeinerung der orthodoxen neoklassischen Theorie gelungen: Das Vollbeschäftigungsgleichgewicht ist eben nur ein möglicher Gleichgewichtszustand unter vielen, in denen sich eine Wirtschaft befinden kann.
Natürlich muß es inhaltliche "Abweichungen" vom "orthodoxen neoklassischen Modell" geben, ohne sie läßt sich eine Alternative zum Vollgeschäftigungsgleichgewicht nicht formulieren. Welche Abweichungen jedoch angemessen sind, ist wiederum umstritten. Eine wichtige Vorfrage dafür ist, was wir beim heutigen Stand des Wissens als eine adäquate Formulierung der orthodoxen neoklassischen Theorie ansehen. Die Walrasianische Theorie des allgemeinen Gleichgewichts hat durch Arrow, Debreu und andere nach dem Tode von Keynes eine Präzisierung erfahren, die es erlaubt, den Begriff der "orthodoxen Neoklassik" genau zu fassen. Danach existiert ein allgemeines Vollbeschäftigungsgleichgewicht bei Rationalverhalten aller Wirtschaftssubjekte (entsprechende Anforderungen an die Präferenzen und an die Technologien müssen als gegeben unterstellt werden) auf Konkurrenzmärkten mit vollständigen Marktstrukturen (d.h. für alle Güter existieren kontingente Zukunftsmärkte). Da in diesem Modell die Märkte kosten- und friktionslos funktionieren, lag es nahe, die Abweichungen zunächst hier anzusetzen. Tauschakte verursachen "Transaktionskosten". Anknüpfend an dieser einleuchtenden Prämisse wurden die Auswirkungen von unterschiedlichen Transaktionskosten für verschiedene Transaktionen analysiert. Es zeigte sich jedoch bald, daß sich je nach Annahme über Art und Höhe der Transaktionskosten für einzelne Transaktionen beliebige Ergebnisse, keynesianische wie orthodoxe neoklassische, herleiten ließen.
Als unbefriedigend erwiesen sich auch die sogenannten "Fixpreismodelle", in denen mögliche Gleichgewichtszustände bei a priori gegebenen festen Preisen auf bestimmten Märkten analysiert würden; denn die Annahme fester Preise widerspricht in der Regel individuellem Rationalverhalten. Immerhin könnten Preisanpassungen von Friktionen begleitet sein. H.J. Ramser zeigt in seinem Beitrag, daß schon solche Friktionen zu "Gleichgewichtszuständen" ohne Vollbeschäftigung führen können.
Eine weitere - wenn man so will, Keynessche - Abweichung vom Arrow-Debreu-Modell stellt die Berücksichtigung unvollständiger Marktstrukturen dar. Dadurch müssen die Individuen auf der Grundlage der ihnen erreichbaren Informationen Erwartungen über zukünftige Größen (Preise, Absatz, Mengen etc. ) bilden, die nicht koordiniert sind und deshalb fehlerhaft sein können. Keynes ist aber nicht nur von fehlenden Zukunftsmärkten ausgegangen, sondern hat recht nachdrücklich die Rolle der Spekulation und der Spekulanten für den Wirtschaftsablauf und die Bildung der Erwartungen thematisiert.
In der "aufgeklärten Neoklassik" werden neuerdings auch solche Probleme der Spekulation aufgegriffen und untersucht. G. Orosel versucht in seinem Beitrag eine Einschätzung der Frage, ob Spekulationen eher stabilisieren oder destabilisieren. Er unterscheidet dabei unter anderem zwischen neoklassischer und Keynesscher Erwartungsbildung.
Unter bestimmten Annahmen über die Erwartungsbildung ist jedenfalls die Existenz eines "temporären" Vollbeschäftigungsgleichgewichts, d.h. eines Gleichgewichts in einer Ökonomie mit unvollständigen Märkten und unkoordinierten Erwartungen, trotz flexibler Preise auf allen Märkten nicht mehr gesichert. Mit diesem negativen Ergebnis - der Nichtexistenz eines temporären Vollbeschäftigungsgleichgewichts - wird allerdings noch nicht das Ziel von Keynes - der Nachweis der Existenz eines Unterbeschäftigungsgleichgewichts - eingelöst.
Weitzman hat allerdings 1982 in einem vieldiskutierten Beitrag zu zeigen versucht, daß in einer Wirtschaft mit zunehmenden Skalenerträgen ein Unterbeschäftigungsgleichgewicht existieren kann, in dem sich die (pessimistischen) Erwartungen aller Unternehmer bestätigen und keiner durch eine Änderung seines Verhaltens seinen Gewinn erhöhen könnte. An diese Überlegung knüpft Holländer an. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Annahme zunehmender Skalenerträge zur Begründung eines Unterbeschäftigungsgleichgewichts entbehrlich ist, daß sich dieses aber mit rational gebildeten, pessimistischen Unternehmererwartungen erklären lassen. In einem anderen Modellzusammenhang zeigen auch B. Adolph und E. Wolfstetter, daß die Höhe der Beschäftigung, die sich auf dem Markt ergibt, bei Unsicherheit trotz rationaler Erwartungen aller Beteiligten suboptimal sein kann.
All diese Überlegungen beruhen auf der allgemein geteilten Auffassung, daß auch rational handelnde Individuen unter Umständen Marktunvollkommenheiten nicht überwinden können, die auf Unsicherheit durch Informationsbeschränkungen beruhen. In diesem Zusammenhang hat insbesondere die Vorstellung an Bedeutung gewonnen, daß es Informationen gibt, über die nur einzelne Wirtschaftssubjekte verfügen, die diese Informationen entweder nicht enthüllen können (etwa weil ihre Transmission zu hohe Kosten verursachen würde) oder aber nicht enthüllen wollen (z.B. weil die Enthüllung die Chancen auf dem Markt verschlechtern würden). Folge davon ist, daß die Wirtschaftssubjekte auf der Anbieter- oder auf der Nachfragerseite über unterschiedliche, asymmetrisch verteilte Informationen verfügen. Erstaunlicherweise kann das Gleichgewichtszustände zur Folge haben, in denen eine Marktseite unfreiwillig rationiert wird. Der Vorzug dieser Ansätze gegenüber den Fixpreismodellen liegt darin, daß sie trotz a priori flexibler Preise und Rationalverhalten aller Beteiligten Rationierungen erklären können, die unfreiwillig sind. Entsprechende Alternativangebote von seiten der rationierten Wirtschaftssubjekte werden von den übrigen Wirtschaftssubjekten nämlich nicht akzeptiert, weil sie ihnen keine Nutzenzuwächse versprechen. Einen Überblick über besonders wichtige Ansätze dieser neuen "Informationsökonomik" und eine Einschätzung ihrer Bedeutung bietet der Aufsatz von G. Clemenz, der sich besonders auf Ungleichgewichte auf den Arbeits- und Kreditmärkten konzentriert. F. Hahn stellt solche Einzelmarktanalysen in den Rahmen eines umfassenden Totalmodells und zeigt die möglichen Konsequenzen für eine Erklärung von Arbeitslosigkeit im Keynesschen Sinne auf.
Es ist ganz interessant festzustellen, inwieweit bisher solch "aufgeklärte" neoklassische Überlegungen Eingang in die Lehrbuchliteratur gefunden haben. Der Beitrag von P. de Gijsel, J. Schneider und W. Vogt gibt dazu einen kleinen Überblick über die Behandlung des Problems der Arbeitslosigkeit in modernen Lehrbüchern der Makroökonomie.
Eine kritische Haltung gegenüber der "aufgeklärten Neoklassik" nimmt J. Schneider ein. Er akzeptiert zwar den Beitrag der neoklassischen Keynes-Interpreten zu einem adäquaten Verständnis von Marktunvollkommenheiten; er vertritt jedoch die These, daß das zentrale Vorhaben, die Begründung eines Unterbeschäftigungsgleichgewichtes, mißlungen sei.
Keynes und die Keynesianer haben sehr nachdrücklich die Bedeutung des Geldes und der Erwartungen für die Erklärung unfreiwilliger Arbeitslosigkeit betont. Im Beitrag von P. de Gijsel und F. Haslinger wird aufgezeigt, daß Geld und Erwartungen auch im neoklassischen Rahmen zu Keynesschen Problemen hinführen und verheißungsvolle Ansatzpunkte für eine Theorie der Arbeitslosigkeit liefern.
Diesen Versuchen einer "neoklassischen Keynesinterpretation",
die von Individuen, Rationalverhalten und bestimmten Gleichgewichtskonzepten
ausgehen, stehen viele Postkeynesianer skeptisch gegenüber.
Ihrer Meinung nach hat sich Keynes nicht ohne Grund auf die Erklärung
makroökonomischer Zusammenhänge konzentriert und damit
in der Tradition der Klassiker (Smith, Ricardo, Malthus) bewegt.
In dieser Sichtweise liegt es nahe, die Akzente nicht so sehr
auf Fragen der Allokation zu legen, wie es die "Neoklassiker"
tun, als vielmehr auf Akkumulation und Verteilung. Es muß
zunächst offen bleiben, ob Ansätze in dieser Tradition
mit den hier vorgestellten unvereinbar sind oder dazu in einem
Ergänzungsverhältnis stehen, weil sie andere Gesichtspunkte
betonen.