Aus der Einleitung:

Früher oder später werden die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abgeklungen sein. Für die deutsche Wirtschaft werden sich dann die längerfristigen Herausforderungen wieder deutlicher abzeichnen, die schon vor der Krise erkennbar waren.

Nach der Finanzkrise hatte sich Deutschland auf den Weltmärkten zunächst sehr gut behaupten können. Grundlage hierfür war ein „Geschäftsmodell“, das auf drei konzentrischen Kreisen beruhte: starke Exportorientierung; hoher Anteil der Industrie an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung, starker Fokus der Industrie auf den Automobilsektor. (...)

Schon vor Ausbruch der Pandemie sah sich dieses Modell zunehmenden Herausforderungen gegenüber: u.a. protektionistische Bestrebungen, die vor allem von den Vereinigten Staaten und China ausgingen; der Klimawandel und die davon ausgelösten Bestrebungen zur Dekarbonisierung der Wirtschaftsprozesse stellen für eine Volkswirtschaft mit einer hohen Industrieorientierung und kaum entwickelten digitalen Plattformen eine besonders schwierige Transformationsaufgabe dar; für den Automobilsektor, die Herzkammer der deutschen Wirtschaft, geht es bei der Transformation nicht nur um neue Antriebstechniken, sondern zugleich um sich wandelnde Einstellungen zum Automobil und neuartige Formen der Mobilität (Carsharing, autonomes Fahren). (...) Zu den sich schon länger abzeichnenden Herausforderungen ergeben sich durch die Corona-Pandemie zusätzliche Transformationserfordernisse. (...) Es fehlt für das deutsche Geschäftsmodell bisher an einer umfassenden wirtschaftspolitischen Strategie.