Aus der Einleitung der Hg.:

Hansjörg Herr widmet sich in seinem Beitrag zunächst der Frage nach der Bedeutung eines Mindestlohns: In kapitalistischen Ökonomien ist Arbeitslosigkeit ein Normalzustand mit der Gefahr, dass die Konkurrenz unter abhängig Beschäftigten zu deflationären Entwicklungen und einem großen Niedriglohnsektor mit hoher Einkommensungleichheit führt. Mindestlöhne können nicht nur deflationäre Entwicklungen verhindern und Einkommensungleichheit reduzieren, sie können zudem die makroökonomische Koordinierung der Lohnentwicklung unterstützen und die Produktivität steigern. Umverteilungswirkungen von Mindestlöhnen führen zur Zunahme der aggregierten Nachfrage und zunehmender Beschäftigung, Produktivitätserhöhungen dämpfen diesen Effekt. Mindestlöhne verändern die Struktur der relativen Preise, des Konsums, der Produktion und die Technikwahl. Hier sind keine klaren Aussagen über Beschäftigungseffekte möglich. Von Mindestlohnerhöhungen sind keine systematischen negativen Beschäftigungseffekte zu erwarten, aber auch die positiven Beschäftigungseffekte dürften begrenzt sein. Langfristig verbessern Mindestlöhne die Chancen einer stabilen ökonomischen Entwicklung aufgrund positiver Produktivitäts- und Nachfrageeffekte und Förderung sozialer Kohärenz.