787 Seiten
49,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1378-7
(04. April 2019)
Hardcover, Leseband
Zukunft ist keine Tatsache, die sich einstellt, sie wird imaginiert, ermöglicht, durchgesetzt. Doch während das Ringen um eine lebenswerte Zukunft die visionäre Verständigung der Vielfalt der Verschiedenen, mitunter Fremden, braucht, drückt eine ökonomisch beförderte Fantasielosigkeit der Gegenwart zunehmend die Luft ab.
Bestimmte Wissenschaften hingegen, die der Fantasie Futter geben, was warum wie wo noch möglich ist, können einen visionären und reflektierten Boden für ein lebenswertes Zusammenleben schaffen. Solche Wissenschaften sind 'Möglichkeitswissenschaften' (Reinhard Pfriem).
Dieses Buch versammelt zur Feier des 70. Geburtstages von Reinhard Pfriem fachübergreifende Erkundungen dazu, was es heißen kann, Ökonomie mit Möglichkeitssinn zu betreiben.
"Ökonomie mit Möglichkeitssinn" lautet das Motto einer Festschrift für Reinhard Pfriem von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zu dessen 70. Geburtstag. In Anlehnung an Robert Musils "Möglichkeitssinn" plädiert Pfriem für eine "Ökonomik als Möglichkeitswissenschaft", die selbstreflexiv, pluralistisch und Alternativen aufzeigend wirkt. In den insgesamt 39 Beiträgen des vom Wuppertal Institut, dem Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung und der Cusanus Hochschule herausgegebenen Bandes wird das Werk von Pfriem gewürdigt und der Ansatz einer Möglichkeitswissenschaft weitergedacht.
Ein zentraler Begriff dabei ist Performativität, mit dem zum Ausdruck gebracht werden soll, dass Wirtschaftswissenschaft nicht einen Gegenstand, nämlich die Wirtschaft erforscht und in Modellen abbildet, sondern je nach Ausrichtung Aspekte von Wirtschaft hervorbringt. Ökonomik sei daher keine Naturwissenschaft, die Wirklichkeit in Modellen abbildet, sondern eine Disziplin, die Wirklichkeiten konstruiert. Dies zu bedenken, sei Aufgabe selbstreflexiver Wissenschaft. Daran knüpfen mehrere Autorinnen des Bandes mit dem Begriff der Kontingenz an, also der Möglichkeit und Notwendigkeit, aus mehreren Alternativen auswählen zu können und zu müssen. Auch dies erfordere Reflexivität, wie die Herausgeber um Uwe Schneidewind in der Einführung betonen: "Sich seiner mindestens impliziten normativen Orientierungen zu bekennen, wird zu einer fortwährenden Reflexions- und Rechtfertigungsfrage wissenschaftlicher Redlichkeit." (S. 25)
Der Schwerpunkt der Beiträge liegt auf philosophisch-wissenschaftstheoretischen Abhandlungen. Thematisiert werden die Rolle von Wirtschaftswissenschaften als Gesellschaftswissenschaften, die Notwendigkeiten einer Neuausrichtung von Forschung und Lehre in der Betriebswirtschaft, der Managementlehre, des Marketing oder der Unternehmensberatung und Nachhaltigkeitsforschung, sowie der Kontext zu Politik und Demokratie, etwa in Ausführungen über die "Rechte der Natur". In Summe ein wichtiger Band, der jedoch auf hohem Abstraktionsniveau verharrt und damit vornehmlich dem innerwissenschaftlichen Diskurs dient. Agenda-Setting für eine andere Wirtschaftspolitik wird eine deutlichere Sprache brauchen.
Dieser dem "Mann ohne Eigenschaften" (Robert Musil) entlehnte Terminus beschreibt dabei den an die Wirtschaftswissenschaften gerichteten Aufruf, über positivistische Beschreibung und Erklärungen des Bestehenden, den "Wirklichkeitssinn", hinauszugehen, das Mögliche aufzuzeigen und verfügbar zu machen. Insofern handelt es sich hier um ein forschungspraktisches wie bildungspolitisches Ziel, welches an sich selbst den Anspruch von Transparenz, Reflexivität, Wertebezug, Partizipation und Vielfalt stellt.
Das Werk ist in fünf Teile untergliedert: Das Auftun, das Unterscheiden, das Verständigen, das Befähigen und das Gestalten. Ein roter Faden ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, was angesichts der enormen disziplinären wie thematischen Vielfalt kaum verwundern kann. So hat diese Festschrift eher den Charakter eines inspirierenden Nachschlagewerks für die Anliegen transformativer (Wirtschafts-)Wissenschaften und dürfte sowohl mit Vorwissen als auch zum Einstieg eine kurzweilige und abwechslungsreiche Lektüre bieten.
"Wie wäre es, wenn...: Über den Möglichkeitswissenschaftler Reinhard Pfriem" von Gunnar Sohn auf Netzpiloten.
Vom Möglichen her denken
Wachstumsnarrative
Über das Politische des Möglichen
Notwendig, aber unerreichbar?
Das dritte gossensche Gesetz
Wurf ins Mögliche von Freiheit und Lebendigkeit
Verortung der Möglichkeitswissenschaft in den drei Ebenen des Seins
Performativität und Kritik
Wer dem Möglichen folgt, begreift die Welt politisch
Möglichkeitswissenschaft als Politische Ökonomie für eine demokratische Gesellschaft
Transformative Betriebswirtschaftslehre
Joseph A. Schumpeter und die Möglichkeitswissenschaft
Integrales Ressourcenmanagement
Möglichkeiten und Wirklichkeiten der Marketingwissenschaft
Responsivität und transformative Geschäfts(modell)entwicklung
Diskurse als kulturelle Praktiken?
Die (Un-)Möglichkeit der Mitweltgestaltung und Entwicklung
Kommende Nachhaltigkeit
Denkfigurenkabinett einer Nachhaltigkeitsethik
Möglichkeitswissen(schaft) zwischen Kontingenz, Kontrafaktik und Transformation
Rechte der Natur und die Vision einer erweiterten Demokratie
Das Geld in Wirtschaft und Literatur
Kapitalismus macht Kultur
Wuppertal als Möglichkeitsraum
Wuppertal als Standort einer Möglichkeitswissenschaft
Wie über ›Möglichkeitswissenschaft‹ reden?
Entdecke die Möglichkeiten
Möglichkeitswissenschaft
Spielend in die Utopie
Beratung als Ermöglichung
Der Blick vom Zaun
Schutzgebiete als Modellregionen nachhaltiger Entwicklung in Europa?
Die Ökonomie des Teilens als Möglichkeit zur Nachhaltigkeit
Ist Compliance Utopie?
Macht die Möglichkeit des Möglichen die Nachhaltigkeit nicht unmöglich?
Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement