"Schriften der Keynes-Gesellschaft" · Band 4
216 Seiten
29,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-855-8
(10. Februar 2011)
I. Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise
Gustav Horn & Till van TreeckII. Handlungsbedarf nach der Krise
Helge Peukert"Der Sammelband von Helmedag und Kromphardt gibt einen nützlichen und lehrreichen Überblick, wie deutsche Keynesianer die Ursachen und die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise einschätzen. Die verschiedenen Autoren argumentieren in ihren Beiträgen in der Regel nachvollziehbar und schreiben gut lesbar. Sie verzichten auf modische Formalisierungen. Es wäre an der einen oder anderen Stelle des Buches wünschenswert gewesen, die Ausführungen noch zu vertiefen und zu differenzieren. Die Argumente gewönnen dadurch noch mehr Klarheit. Insbesondere die Frage, welche positiven und negativen Wohlfahrtswirkungen die Liberalisierung und die Integration der Finanzmärkte tatsächlich haben, erscheint zu summarisch abgehandelt. Einige Details harren auch der genaueren Erklärung, zum Beispiel warum die Zeitpräferenztheorie des Zinses nicht auch das Motiv der Altersvorsorge einschließen soll. Welche Rolle sollen exotische Theorieansätze wie Gesells Freigeldlehre in der aktuellen oder zukünftigen Lage tatsächlich spielen? Vermutlich keine allzu große.
Die Autoren dieses Bandes argumentieren in erster Linie prozesstheoretisch. Die keynesianische Lehre ist eine Prozesstheorie. Der ordnungstheoretische Bezug schwingt aber implizit stets mit, und tatsächlich ist er stark, beispielsweise bei der Frage nach der zukünftigen Welt-Handels- und Währungsordnung. Die tatsächlichen Wohlfahrtswirkungen der sogenannten Globalisierung scheinen aus ordnungstheoretischer Sicht nicht in erster Linie eine Frage von Deregulierung und Liberalisierung zu sein, sondern eine Frage, wie die Institutionen einer fairen internationalen Markt-, Preis- und Zahlungsgemeinschaft beschaffen sind. Es sollte eine stabile Ordnung von weltweiten Regeln sein, die nicht nur das formale Recht, sondern auch moralische Normen und Verhaltensweisen umfasst (Röpke 1979, S. 105 ff.). In Helmedags und Kromphardts Sammelband wird vor diesem Hintergrund immer wieder auf die Probleme hingewiesen, die durch eine "merkantile" oder - um einen Begriff der neunziger Jahre zu wählen - "strategische Handelspolitik" entstehen: Im Streben nach permanenten Leistungsbilanzüberschüssen könnte tatsächlich eine Mentalität des weltweiten "who's bashing whom" (D'Andrea Tyson 1992) mitschwingen, deren ökonomische Apologien Krugman als unwissenschaftlich und anmaßend kritisierte (Krugman 1997).
Wer sich mit einer Wirtschaftspolitik auseinandersetzen möchte, die auf mehr ökonomische Stabilität, mehr soziale Stabilität und eine größere Rolle des Staates im Wirtschaftsleben abzielt, für den ist der Sammelband von Helmedag und Kromphardt eine gute und wichtige Lektüre. Eine genauere ordnungstheoretische beziehungsweise "ordonomische" sowie politische Einordnung der Meinungen und Lehren, die darin vertreten werden, wäre eine interessante Erweiterung der Gesamtdiskussion um "Nachhaltige Wege aus der Finanz- und Wirtschaftskrise".
Finanzglobalisierung versus Kapitalverkehrsmanagement
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The financial crisis in a Keynesian and heterodox perspective
Teilumstieg auf Kapitaldeckung in der Rentenversicherung aus gesamtwirtschaftlicher Sicht