" Beiträge zur Nachhaltigkeitsforschung " · Band 21
354 Seiten
38.00 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1248-3
(März 2017)
Unter dem Wording "Ökokatholizismus" - in Anlehnung an den Sozialkatholizismus - richtet die Verfasserin einen neuen Blick auf das Handeln der (katholischen) Kirche im Umweltbereich. Mithilfe einer historisch wie auch methodisch angelegten Herangehensweise wird anhand dreier Fallstudien (die Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz zu Umweltthemen, die Positionierung Pax Christi Frankreichs zu ökologischen Fragen und das zivilgesellschaftliche Engagement des Umweltinformationsbüros Uzghorod (West-Ukraine)) die Entwicklung und Begründung kirchlicher Positionsbezüge in umweltrelevanten Fragen nachgezeichnet. Dabei werden Argumente aus dem Feld des Pragmatismus, der öffentlichen Theologie (und ihrem Hervorgehen aus der politischen Theologie) und der Subsidiarität miteinander in Verbindung gebracht und weiterentwickelt.
Dass dabei die Entkräftung des von Lynn White formulierten Dominum-terrae-Vorwurfs angestrebt wird, ist nur eines von mehreren Zielen. In einem umfassenderen und so zumindest im umwelttheologischen Bereich vollkommen neuen Ansatz wird auf die Umstands- und Pfadabhängigkeit des christlichen bzw. katholischen Engagements (auch) im Umweltbereich verwiesen. Schließlich zeigen die Fallstudien, wie auch die diesen vorausgegangene Auseinandersetzung mit einer Umfrage des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen aus dem Jahr 2007, dass unterschiedliche juristisch-politische Konstellationen in den verschiedenen Ländern zu signifikanten Differenzen im Engagement und in den Möglichkeiten zur Umsetzung führen.
Deshalb wird vor die praktischen Beispiele des zweiten Teils ein Theorie-Abschnitt gestellt, der auf eben diese Differenzen hinweist und eingeht. Mithilfe dieses Rekurses auf die Öffentliche Theologie wird eine Zusammenschau der drei Fallstudien ermöglicht. Hierfür werden sowohl deren Grundforderungen vorgestellt als auch die nötigen Anpassungen an den katholischen Kontext vorgenommen.
"'Ökokatholizismus' ist eine neue, ungewohnte, überraschende Wortbildung, die manch einem als contradictio in adiecto, als hölzernes Eisen, erscheinen könnte. Schon vor über einem halben Jahrhundert hat der US-amerikanische Mediävist Lynn Townsend White behauptet, das Christentum mit seiner Berufung auf die menschliche Gottebenbildlichkeit und Gottes Befehl an den Menschen, sich die Erde zu unterwerfen, sei hauptverantwortlich für die Naturzerstörung im Industriezeitalter. Einige Jahre später haben Carl Amery und Eugen Drewermann der Dominium terrae-Lehre und einem daraus abgeleiteten despotischen Anthropozentrismus die Hauptschuld für die ökologische Krise zugewiesen. Ein Buchtitel wie "Ökokatholizismus" wirft Fragen auf: Ist das Christentum im Allgemeinen, der Katholizismus im Besonderen, doch nicht ganz so naturvergessen, wie manche meinen? Welche konkrete Erklärungen und Initiativen, die Schöpfung zu bewahren, gibt es in der katholischen Kirche? Andere werden vielleicht skeptisch fragen: Handelt es sich bei dem hier vorliegenden Werk vielleicht primär um eine gut konstruierte, aber wenig substantielle Apologie des Katholizismus, gleichsam um ein katholisches "Greenwashing"? Die Neugierde ist geweckt, und das ist sehr gut so.
Das vorliegende Buch basiert auf der von Julia Blanc an der Universität München verfassten theologischen Dissertation. Für die Drucklegung hat die Autorin den Text um einige Informationen zur zwischenzeitlich erschienenen Umweltenzyklika Laudato si' ergänzt. Das Werk ist in zwei Hauptteile gegliedert: Der erste stellt die theologisch-ethischen Grundlagen vor, von denen es wiederum zwei gibt: die Öffentliche Theologie, die Blanc der protestantischen Theologie zuordnet, und das Sozialprinzip der Subsidiarität, das aus der katholischen Soziallehre stammt. Im zweiten Hauptteil wird die beschriebene Methode auf drei Case Studies angewandt: auf relevante Veröffentlichungen der Deutschen Bischofskonferenz, auf das Umweltengagement von Pax Christi Frankreich und auf die Aktivitäten eines an der Universität Uzghorod in der Ukraine angesiedelten Umweltinformationszentrums, an dem die römisch-katholische Kirche prominent beteiligt ist. Zwischen den beiden Hauptteilen des Buches werden die Ergebnisse der im Jahre 2007 veröffentlichten Umfrage des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) referiert. Dieser erhob, was die Mitglieder des Rates bzw. die Kirchen in den jeweiligen Ländern im Bereich von Umweltschutz, Schöpfungsbewahrung und Nachhaltigkeit tun. Am Ergebnis der Umfrage bemängelt Blanc zwar, dass die nationalen Kirchen die Weiterbildung der älteren Gläubigen im Umweltbereich zugunsten einer (zu) einseitigen Konzentration auf die Kinder- und Jugendarbeit vernachlässigten, insgesamt schätzt sie die Situation jedoch durchaus positiv ein: "Viele Stellungnahmen der verschiedenen Bischofskonferenzen zeigen, wie weit ökologisches Gedankengut bereits in einzelnen Gesellschaftsgruppen verortet und beheimatet ist." (165) Sie plädiert dafür, diesen Umstand zu nutzen und weiter auszubauen.
Blancs Buch enthält eine Überfülle an Informationen, stellt gekonnt Querverbindungen zwischen Öffentlicher Theologie, Politischer Theologie und Subsidiarität her, gibt die Debatten um ein angemessenes Verständnis des Subsidiaritätsprinzips detailliert wieder, fordert konsequent die Anwendung von Subsidiarität auf die Kirche selbst und auf ihr pastorales Handeln. Blanc weist auf die Unterscheidung zwischen "vertikaler" und "horizontaler" Subsidiarität hin. Sie rezipiert die im deutschsprachigen Raum von Heinrich Bedford-Strohm entworfene Öffentliche Theologie und deren Leitlinien Traditionskohärenz, Zweisprachigkeit (biblische Begründung und Vernunftbegründung), Interdisziplinarität, kritisch-konstruktive Einflussnahme auf die Politik und Globalität. Blanc fügt das Prinzip der Subsidiarität als ergänzendes Kriterium hinzu. Die doppelte Ausrichtung der Öffentlichen Theologie, einerseits wissenschaftlich, andererseits gesellschaftsprägend, wird von Blanc in ihrer Arbeit in diversen Kontexten angewendet und reflektiert. Mit Akribie wird zudem das Umweltengagement diverser kirchlicher Einrichtungen in drei staatskirchenrechtlich unterschiedlich organisierten Ländern, nämlich Deutschland, Frankreich und der Ukraine, untersucht. Auf diesem Hintergrund werden Umwelt und Umweltschutz abschließend als Chance für die Kirche begriffen".
"'Ökokatholizismus' ist eine neue, unge¬wohnte, überraschende Wortbildung, die manch einem als contradictio in adiecto, als hölzernes Eisen, erscheinen könn¬te. Schon vor über einem halben Jahr¬hundert hat der US-amerikanische Me¬diävist Lynn Townsend White behauptet, das Christentum mit seiner Berufung auf die menschliche Gottebenbildlichkeit und Gottes Befehl an den Menschen, sich die Erde zu unterwerfen, sei haupt¬verantwortlich für die Naturzerstörung im Industriezeitalter. Einige Jahre später haben Carl Amery und Eugen Drewer¬mann der Dominium terrae-Lehre und einem daraus abgeleiteten despotischen Anthropozentrismus die Hauptschuld für die ökologische Krise zugewiesen. Ein Buchtitel wie "Ökokatholizismus" wirft Fragen auf: Ist das Christentum im All-gemeinen, der Katholizismus im Beson¬deren, doch nicht ganz so naturverges¬sen, wie manche meinen? Welche kon¬krete Erklärungen und Initiativen, die Schöpfung zu bewahren, gibt es in der katholischen Kirche? Andere werden viel¬leicht skeptisch fragen: Handelt es sich bei dem hier vorliegenden Werk vielleicht primär um eine gut konstruierte, aber wenig substantielle Apologie des Katho¬lizismus, gleichsam um ein katholisches "Greenwashing"? Die Neugierde ist ge¬weckt, und das ist sehr gut so. Das vorliegende Buch basiert auf der von Julia Blanc an der Universität Mün¬chen verfassten theologischen Disserta¬tion. Für die Drucklegung hat die Auto¬rin den Text um einige Informationen zur zwischenzeitlich erschienenen Umwelt¬enzyklika Laudato si' ergänzt. Das Werk ist in zwei Hauptteile gegliedert: Der ers¬te stellt die theologisch-ethischen Grund¬lagen vor, von denen es wiederum zwei gibt: die Öffentliche Theologie, die Blanc der protestantischen Theologie zuord¬net, und das Sozialprinzip der Subsidiari¬tät, das aus der katholischen Soziallehre stammt. Im zweiten Hauptteil wird die be¬schriebene Methode auf drei Case Stu-dies angewandt: auf relevante Veröffent¬lichungen der Deutschen Bischofskonfe¬renz, auf das Umweltengagement von Pax Christi Frankreich und auf die Aktivitäten eines an der Universität Uzghorod in der Ukraine angesiedelten Umweltinformati¬onszentrums, an dem die römisch-katho¬lische Kirche prominent beteiligt ist. Zwischen den beiden Hauptteilen des Buches werden die Ergebnisse der im Jahre 2007 veröffentlichten Umfrage des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) referiert. Dieser erhob, was die Mitglie¬der des Rates bzw. die Kirchen in den je¬weiligen Ländern im Bereich von Umwelt¬schutz, Schöpfungsbewahrung und Nach-haltigkeit tun. Am Ergebnis der Umfrage bemängelt Blanc zwar, dass die nationa¬len Kirchen die Weiterbildung der älteren Gläubigen im Umweltbereich zugunsten einer (zu) einseitigen Konzentration auf die Kinder- und Jugendarbeit vernachläs¬sigten, insgesamt schätzt sie die Situation jedoch durchaus positiv ein: "Viele Stel¬lungnahmen der verschiedenen Bischofs¬konferenzen zeigen, wie weit ökologisches Gedankengut bereits in einzelnen Gesell¬schaftsgruppen verortet und beheimatet ist." (165) Sie plädiert dafür, diesen Um¬stand zu nutzen und weiter auszubauen. Blancs Buch enthält eine Überfülle an Informationen, stellt gekonnt Querver¬bindungen zwischen Öffentlicher Theo¬logie, Politischer Theologie und Subsi¬diarität her, gibt die Debatten um ein angemessenes Verständnis des Subsidia¬ritätsprinzips detailliert wieder, fordert konsequent die Anwendung von Sub¬sidiarität auf die Kirche selbst und auf ihr pastorales Handeln. Blanc weist auf die Unterscheidung zwischen "vertika¬ler" und "horizontaler" Subsidiarität hin. Sie rezipiert die im deutschsprachigen Raum von Heinrich Bedford-Strohm entworfene Öffentliche Theologie und de¬ren Leitlinien Traditionskohärenz, Zweisprachigkeit (biblische Begründung und Vernunftbegründung), Interdisziplinarität, kritisch-konstruktive Einflussnah¬me auf die Politik und Globalität. Blanc fügt das Prinzip der Subsidiarität als er¬gänzendes Kriterium hinzu. Die doppel¬te Ausrichtung der Öffentlichen Theo¬logie, einerseits wissenschaftlich, ande¬rerseits gesellschaftsprägend, wird von Blanc in ihrer Arbeit in diversen Kon¬texten angewendet und reflektiert. Mit Akribie wird zudem das Umweltenga¬gement diverser kirchlicher Einrichtun¬gen in drei staatskirchenrechtlich unter¬schiedlich organisierten Ländern, nämlich Deutschland, Frankreich und der Ukraine, untersucht. Auf diesem Hintergrund wer¬den Umwelt und Umweltschutz abschlie¬ßend als Chance für die Kirche begriffen". Das vorliegende Buch basiert auf der von Julia Blanc an der Universität Mün¬chen verfassten theologischen Disserta¬tion. Für die Drucklegung hat die Auto¬rin den Text um einige Informationen zur zwischenzeitlich erschienenen Umwelt¬enzyklika Laudato si' ergänzt. Das Werk ist in zwei Hauptteile gegliedert: Der ers¬te stellt die theologisch-ethischen Grund¬lagen vor, von denen es wiederum zwei gibt: die Öffentliche Theologie, die Blanc der protestantischen Theologie zuord¬net, und das Sozialprinzip der Subsidiari¬tät, das aus der katholischen Soziallehre stammt. Im zweiten Hauptteil wird die be¬schriebene Methode auf drei Case Stu-dies angewandt: auf relevante Veröffent¬lichungen der Deutschen Bischofskonfe¬renz, auf das Umweltengagement von Pax Christi Frankreich und auf die Aktivitäten eines an der Universität Uzghorod in der Ukraine angesiedelten Umweltinformati¬onszentrums, an dem die römisch-katho¬lische Kirche prominent beteiligt ist. Zwischen den beiden Hauptteilen des Buches werden die Ergebnisse der im Jahre 2007 veröffentlichten Umfrage des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) referiert. Dieser erhob, was die Mitglie¬der des Rates bzw. die Kirchen in den je¬weiligen Ländern im Bereich von Umwelt¬schutz, Schöpfungsbewahrung und Nach-haltigkeit tun. Am Ergebnis der Umfrage bemängelt Blanc zwar, dass die nationa¬len Kirchen die Weiterbildung der älteren Gläubigen im Umweltbereich zugunsten einer (zu) einseitigen Konzentration auf die Kinder- und Jugendarbeit vernachläs¬sigten, insgesamt schätzt sie die Situation jedoch durchaus positiv ein: "Viele Stel¬lungnahmen der verschiedenen Bischofs¬konferenzen zeigen, wie weit ökologisches Gedankengut bereits in einzelnen Gesell¬schaftsgruppen verortet und beheimatet ist." (165) Sie plädiert dafür, diesen Um¬stand zu nutzen und weiter auszubauen. Blancs Buch enthält eine Überfülle an Informationen, stellt gekonnt Querver¬bindungen zwischen Öffentlicher Theo¬logie, Politischer Theologie und Subsi¬diarität her, gibt die Debatten um ein angemessenes Verständnis des Subsidia¬ritätsprinzips detailliert wieder, fordert konsequent die Anwendung von Sub¬sidiarität auf die Kirche selbst und auf ihr pastorales Handeln. Blanc weist auf die Unterscheidung zwischen "vertika¬ler" und "horizontaler" Subsidiarität hin. Sie rezipiert die im deutschsprachigen Raum von Heinrich Bedford-Strohm entworfene Öffentliche Theologie und de¬ren Leitlinien Traditionskohärenz, Zweisprachigkeit (biblische Begründung und Vernunftbegründung), Interdisziplinarität, kritisch-konstruktive Einflussnah¬me auf die Politik und Globalität. Blanc fügt das Prinzip der Subsidiarität als er¬gänzendes Kriterium hinzu. Die doppel¬te Ausrichtung der Öffentlichen Theo¬logie, einerseits wissenschaftlich, ande¬rerseits gesellschaftsprägend, wird von Blanc in ihrer Arbeit in diversen Kon¬texten angewendet und reflektiert. Mit Akribie wird zudem das Umweltenga¬gement diverser kirchlicher Einrichtun¬gen in drei staatskirchenrechtlich unter¬schiedlich organisierten Ländern, nämlich Deutschland, Frankreich und der Ukraine, untersucht. Auf diesem Hintergrund wer¬den Umwelt und Umweltschutz abschlie¬ßend als Chance für die Kirche begriffen".