Katrin Hirte
35 Seiten · 5,54 EUR
(20. Juni 2016)
Aus der Einleitung:
Gerade in Krisenzeiten wird der Vorwurf an der derzeit herrschenden Ökonomie laut. Die Antwortlosigkeit der Ökonomen, so heißt es, widerspiegelt die Unzulänglichkeit der orthodoxen Lehre. Mit der neoklassischen Ökonomie können die derzeitigen Probleme nicht adäquat erfasst werden und gleichzeitig würden von dieser Mainstream-Ökonomie heterodoxe Ansätze unterdrückt. Die Gegner dieser Argumentation verweisen hingegen auf die Freiheit von Forschung und Lehre, den heutigen Pluralismus in der Ökonomie sowie die modernen Mikro- und Makroökonomien, welche sich längst von der Enge neoklassischer Annahmen befreit hätten.
Wie ist diese Diskrepanz zu verstehen? Das Konglomerat der oben verwendeten Begriffe (Mainstream, Orthodoxie, Neoklassik usw.) zeigt schon an, dass die Problematik mehrere Dimensionen umfasst. Im nachstehenden Beitrag werden in einem ersten Schritt diese Dimensionen (die soziologische, die methodische und die theoretische) thematisiert. In einem zweiten Schritt wird mit Bezug auf diese Dimensionen auf entsprechende Debatten reflektiert: die wissenschaftssoziologische um Paradigmenwechsel, die methodische um Deduktion und Induktion sowie auf die erkenntnistheoretische Debatte um Wahrheit und Realität. In einem dritten Schritt wird ausgehend von diesen Debatten aufgezeigt, wie zum Verstehen einer kreativen und gestaltenden Wissenschaft – so hier die Kernthese – der adäquationstheoretische Bezug sowie die damit verbundene kritisch rationalistische Auffassung nicht ausreichen und unter Bezug auf die pragmatizistische2 Theorie von Peirce (hier in Abgrenzung von einer pragmatischen Auffassung wie z.B. von James) erweitert werden muss zu einer performativen Theorie.
geb. 1964, ist Mitarbeiterin am Institute of comprehensive analysis of economy (ICAE) an der Universität Linz. Schwerpunkte: Wissenschaftsentwicklung, ökonomische Dogmenhistorie, Performativity, Diskurs- und Netzwerkforschung.
[weitere Titel]