Aus dem Fazit:

In dieser Untersuchung habe ich versucht, das kritische Potenzial einer zugegebenermaßen noch recht jungen Kulturalistischen Wirtschaftsethik (KWU) explorativ auszuleuchten.

In den akademischen Diskussionen sowohl in als auch über die KWU scheint meines Erachtens auch das „methodisch geübte Kannitverstan“ im Habermasschen Sinne zu wirken, das einer vorbehaltlosen und offenen Diskussion über die Möglichkeiten einer KWU eigentümlich im Wege steht.

Daher habe ich hier einen breiten Ansatz gewählt, in dem ich zunächst das Verbindende in der KWU herausgestellt habe. Auch wenn mit Pfriem und Beschorner die KWU auch als explizit kritisch durchaus im Sinne meines formulierten Verständnisvorschlags für eine Wirtschafts- und Unternehmensethik ausgeflaggt wird, finden sich in deren Schriften kaum vertiefte Überlegungen dazu, wie eine solche Kritik explizit beschaffen sein sollte. Genau an diesem Punkt habe ich mit Blick auf die Erkenntnisse der Gesellschaftskritik verschiedene Kritiktypen und -ansätze vorgestellt. Des Weiteren habe ich mich aufgrund einer vermuteten Nähe zwischen einer immanent verfahrenden Kritik und der KWU ausführlicher mit der immanenten Kritik von Jaeggi auseinandergesetzt. Auch wenn sie erhellende Erkenntnisse für das Projekt der Gesellschaftskritik leistet, kann sie meines Erachtens normativ nur im Gegenstandsbereich, aber nicht im Ansatz selbst überzeugen.

(...) Die wesentliche Einsicht scheint mir zu sein, dass wir, wenn wir uns mit der Praxis absichtsvoll konkret in kritischer Absicht auseinander setzen wollen, gar nicht umhinkommen, die Kritik konzentrisch von einem kontextspezifischen Ausgangspunkt, indem das praktische Problem zu resonieren beginnt, aufzufächern. Das setzt systematisch verschiedene Kontexterweiterungen (kontextübergreifend, kontexttranszendierend) und damit unterschiedliche Ansätze der Kritik voraus. Diese damit einhergehende plurale Kraft der Kritik sehe ich in den Überlegungen zu einer KWU angelegt, auch wenn sie noch nicht ausbuchstabiert ist. Aber genau dafür will diese explorative Untersuchung einen ersten Beitrag leisten.