Christian J. Jäggi
"Ökologische Ordnungen (Bausteine)" · Band 5
158
Seiten ·
19,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN
978-3-7316-1345-9
(February 26, 2021)
)
Ein schmaleres Bändchen aus dem gleichen Verlag liefert die Bilanz einer ganzen Reihe von Analysen des in der Schweiz wirkenden Ethnologen und Religionswissenschaftlers Christian Jäggi. Auch hier geht es im Kern um das Scheitern rational argumentierender Bestrebungen sowie den dringend notwendigen weltweiten Aufbruch zur "ökologischen und nachhaltigen Gesellschaftsordnung". Entscheiden eben am Ende doch alte und tief gründende Weltanschauungen, ob neue Wege eingeschlagen werden? Gezeigt werden Elemente, die behindernd oder dem Ziel dienlich sein könnten. Vorab geht es um jüdische, christliche und islamische, also religiöse Natur-, Umwelt- und Schöpfungsvorstellungen. Aber 'säkulare' Sichtweisen fehlen nicht. Links oder rechts seien dabei nicht unbedingt entscheidend. Gerade sozialdemokratische und kommunistische Parteien standen den Umweltanliegen lange ablehnend gegenüber. Erst als sich Teile der 68er-Bewegung in neuen, grünen Formationen zusammenfanden und Ökologieprobleme als Fragen des Wirtschaftssystems vertieft thematisiert wurden, nicht nur als "Auswüchse" der Marktwirtschaft, kam es zu Verknüpfungen mit konservativer Ethik.
Wieder wird hier beim Lesen klar, dass wir seit Jahrzehnten ähnliche Diskussionen führen. Im mir näheren nichtreligiösen Lager wuchs das Interesse an indigenen Traditionen, als in Krisenlagen offenbar wurde, dass Vernunft allein als Kraft für die fällige Veränderung nicht reicht. Plötzlich stiessen stärker naturbezogene feministische Postulate, auch Thesen der sogenannten Tiefenökologie, sogar die Gaia-Theorie auf Interesse, trotz Esoterikverdacht. "Brückenkonzepte" wurden entworfen, um kulturelle Schranken zu überwinden. Ich selbst konstatierte eines Tages verwundert, dass mir die Umweltenzyklika von Papst Franziskus in weiten Teilen als in sich stimmige Grundlage für die Bewahrung dessen erschien, was ich nie als Schöpfung bezeichnen würde. Die in 'Laudato Si' postulierte "Genügsamkeit und Demut" bräuchten wir dringend. Kampfgeist und Solidarität könnten Gegengaben sein.