Iris Därmann
23 Seiten · 4,04 EUR
(15. Mai 2017)
Aus der Einleitung:
Der 1923/24 in der Année Sociologique erschienene Essay über die Gabe von Marcel Mauss gehört zu den wohl bekanntesten und zugleich am wenigsten gelesenen Klassikern der Soziologie. Den Vorwurf einer allzu selektiven Lektüre kann man auch und gerade den berühmtesten Kritikern dieses Textes – Georges Bataille, Claude Lévi-Strauss, Jacques Derrida, Michel Serres – nicht ganz ersparen. Generalisieren sie doch jeweils einen – und noch nicht einmal den entscheidendsten – Aspekt des Essays, um damit diesem buchstäblichen Versuch über die Gabe mit einer Hand etwas zu entziehen, ohne ihm mit der anderen Hand das Gebührende zurückzugeben. Das Charakteristische des Mauss’schen Gabentausches wird bei Bataille durch eine exzessive Verausgabung, bei Lévi-Strauss durch den reziproken Tausch, bei Derrida durch die reine Gabe und bei Serres durch ein parasitäres Nehmen eskamotiert. Worin aber besteht die außerordentliche Modernität der soziologischen und kulturtheoretischen Implikationen dieses Textes, der die meisten seiner legendären Leser – womöglich aus Überbietungsgründen im "Eigentumskrieg" um das schlagende Argument – nicht oder nur unzureichend gerecht zu werden suchten?
ist Professorin für Kulturtheorie und Kulturwissenschaftliche Ästhetik am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2009 bis 2011 war sie Professorin für Geschichte der Kulturtheorien am Exzellenzcluster Topoi. Seit dem Wintersemester 2012/13 ist sie Sprecherin der Forschergruppe „Oikonomia/Ökonomie“ im Exzellenzcluster Topoi und Teilprojektleiterin im SFB Transformationen der Antike. Von 2012 bis 2014 war sie Mitglied der Forschergruppe „Piktogramme“ des Exzellenzclusters Bild Wissen Gestaltung.