Aus der Einleitung der Herausgeber:

In seinem Beitrag „Spezifische Investitionen als Legitimation für Residualansprüche“ wendet sich Alexander Brink den Mitarbeitern eines Unternehmens zu. Ausgangspunkt ist die These, dass neben den Aktionären vor allem die Mitarbeiter ein Risiko der Residualerträge aufgrund ihrer spezifischen Investitionen tragen, aus denen sich Residualansprüche ableiten und normativ begründen lassen. Ziel ist die Verbindung von Stakeholdermanagement und Agency-Theorie als ökonomische Grundlage einer normativen Corporate Governance. Auch Brink nimmt seinen Ausgangspunkt bei großen Unternehmensskandalen, die vor allem ein Auslöser für die verstärkte Corporate-Governance-Forschung sind, also die Frage nach der Führung von Unternehmen in den Mittelpunkt rücken. Anders als Aßländer, der aus der Analyse praktischer Fälle Erkenntnisse für die Theorie gewinnt (induktiv), geht es Brink darum, aus theoretischen Überlegungen Folgerungen für die Praxis abzuleiten (deduktiv).

Ausgangspunkt für Brink ist eine ausführliche und kritische Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Corporate Governance, der Neuen Institutionenökonomik im Allgemeinen und mit der Agency-Theorie im Besonderen. Das Ziel ist es jedoch nicht, diese ökonomischen Theorien zu verwerfen, sondern auf ein Defizit aufmerksam zu machen, das im Rahmen dieses Theoriestranges behoben werden soll. Über die spezifischen Investitionen des Mitarbeiters werden Stakeholdermanagement und Agency-Theorie integriert und führen zu einer normativen Erweiterung der Corporate Governance. Praktisch bedeutet dies, dass die Mitarbeiter für ihre spezifischen Investitionen einen Ausgleich bekommen müssten, der dann gleichzeitig auch bei der Berechnung des Unternehmenswertes berücksichtigt werden sollte.