„Das Digitale entkoppelt Subjekt und Objekt – die beiden Faktoren der Kultur der Moderne – und macht sie je für sich zum Betrachteten und beliebig Gestaltbaren. Subjekt und Objekt sind so wie einst das Kunstwerk ihres unmittelbaren ‚Kultcharakters‘ (Benjamin) entkleidet, den sie während der Moderne hatten: eine Kultur hervorzubringen, deren Resultat sie selbst sind. Aus dem Kultcharakter der Moderne befreit, können dieses Subjekt und dieses Objekt nun beliebig reproduziert werden. Was für das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit gilt, betrifft nun auch das Subjekt: Es ist fortan durch seinen ‚Ausstellungswert‘ bestimmt (…) Genauer gesagt, nimmt heute das Selbst zunehmend an den Konstruktions- und Dekonstruktionsprozessen seines eigenen Subjekts teil. Social media macht dies zur Freizeitbeschäftigung, die kapitalisiert wird.

So hat die Kultur der Moderne die Mittel ihrer eigenen Überlieferung verloren. Und so sind weder das moderne Subjekt noch die Objekte heute geeignet, Licht für die Zukunft zu spenden. Die Relikte einer vergangenen Kultur in Gestalt der auratisch glänzenden Objekte und Subjekte türmen sich zu einer unbewältigbaren Halde. Das Internet ist diese Halde, in der dieses Türmende ausgestellt wird und verfügbar ist, ohne dass der Zugriff darauf selbst einen kulturellen Wert besitzt, das heißt, ohne dass sich die Kultur der Objekte und des Subjekts selbst dadurch fortzusetzen vermag.“ (Schmidt)