In frühen Vorstellungen über den gesamtwirtschaftlichen Kreislauf – in der Zwischenkriegszeit, auf die hier nicht weiter eingegangen wird – tauchte immer wieder die Überlegung auf, dass die nationalen Gesamtgrößen der Produktion, der Verteilung und der Verwendung zwar verschiedene Phasen des Kreislaufs der Wirtschaft zum Ausdruck bringen, aber quantitativ identisch sein müssten als Gesamtgröße für die Waren und Dienstleistungen, die jährlich produziert werden und für Verteilung und Verwendung zur Verfügung stehen. Daher auch die lange Zeit übliche Gleichsetzung von Sozialprodukt und Volkseinkommen,1 deren theoretische Plausibilität – in ganz realwirtschaftlicher Sicht – empirisch nur schwer widerlegt werden konnte, solange eine praktische Berechnung nur für eine Seite (die Einkommensseite) durchführbar war.

Ein System als nach außen begrenzte Gesamtheit schließt zwar viele einzelne Einheiten ein, lässt sich aber in einfachen Gesamtgrößen darstellen. Eine einzige Gesamtgröße gibt es für die Darstellung des volkswirtschaftlichen Gesamtprozesses von Produktion, Wertschöpfung, Verteilung und Verwendung allerdings nicht, weil Gesamtprodukt (Produktionswert) und Wertschöpfung im gesamtwirtschaftlichen Kreislauf qualitativ verschiedene Stellungen einnehmen und sich quantitativ unterscheiden. Es kommt hinzu, dass die VGR eine Geldwirtschaft darstellen und dadurch auch Größen abzubilden sind, die nicht direkt realen wirtschaftlichen Vorgängen entsprechen.

In diesem Beitrag wird im ersten Teil der Übergang von Konzept und Berechnung nach drei Seiten oder Methoden (Entstehung, Verteilung und Verwendung), die in der Anfangsphase der westdeutschen VGR galten, zur Integration von Entstehungs- und Verteilungsrechnung behandelt, die seit 1970 in der schematischen Gegenüberstellung von Inlands- und Inländerkonzept dargestellt wird – wobei die Produktion und Einkommensentstehung nach dem Inlandsprodukt bestimmender Ausgangspunkt der Gesamtdarstellung ist. Die in diese Entwicklung eingeschlossenen bzw. sie begleitenden Veränderungen der Einkommenskonzepte im Gesamtsystem werden in einem zweiten Schritt gesondert behandelt, nämlich der Übergang von den Faktoreinkommen zu den Primäreinkommen und die Ausdifferenzierung der Entstehungsrechnung (Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung). Die Verwendungsrechnung ist konzeptionell separat und damit ‚selbständig‘. Sie kann in verschiedener Weise an das Kernschema angeschlossen werden und wird hier nur im Hinblick darauf behandelt, mit welchem Gesamtbegriff sie dargestellt wird.