Aus der Einleitung der Hg.:

Andreas Langenohl analysiert in seinem Beitrag die neuen sogenannten dezentralisierten Finanzprozesse. Deren Vertreter, z.B. Kryptowährungen, plattformbasierte Peer-to-peer-Kredite oder crowd funding, treten gegen Institutionen wie Zentralbanken, von ihnen verbürgte Währungen und Finanzhandelsplätze auf, denen sie eine Verzerrung des Markt- und Preisbildungsprozesses und die Ausübung nicht-ökonomisch begründeter Macht über Märkte vorwerfen. Langenohl befasst sich mit den Imaginären und normativen Bezugspunkten dieser Projekte, die den Formen ihrer Handlungskoordination zugrunde liegen. Dies sind, erstens, spieltheoretische Bezugspunkte. Beispielsweise soll das Problem der Sicherung angemessenen Verhaltens in anonymen, digital-dezentralisierten Finanzprozessen durch Systeme von Gratifikationen und Sanktionen (etwa Reputationspunkte, aber auch finanzielle Einsätze) gewährleistet werden, die der Spieltheorie entnommen sind (etwa kooperative vs. nicht-kooperative Spiele). Auf diese Weise werden marginalistische Prinzipien rationalen Handelns weit über die Bildung von Preisen hinaus generalisiert und zur Maxime jeder Form von Handlungskoordination erhoben. Dies bedingt zweitens die Generalisierung einer transaktionalen Logik über finanzielle Tauschtransaktionen und eine Logik von Marktkoordination hinaus. Der Beitrag diskutiert insbesondere die Frage, an welchen Stellen das Imaginäre der dezentralisierten Finanzprozesse einen Bruch mit etablierten Imaginären der institutionalisierten Finanzwirtschaft darstellen und wo sie eher als deren Weiterführung einzuordnen sind.