Claus Köhler
27 Seiten · 3,85 EUR
(22. November 2006)
Aus der Einleitung der Herausgeber:
Claus Köhler (ehem. Mitglied des Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank und em. Professor der Universität Hannover) beklagt zunächst einmal die Ungenauigkeit in der Zielbeschreibung der Geldpolitik der EZB, die in einem inkonsistenten Vieleck gefangen scheint. Der EZB wird anempfohlen, sich auf die Erreichung eines angemessenen Wachstums bei Sicherung der Preisstabilität zu konzentrieren – als Benchmark wird eine anzustrebende Wachstumsrate des nominellen Bruttoinlandsproduktes beschrieben, die allerdings alleine von der Geldpolitik – d.h. ohne Unterstützung der Finanz- und Tarifpolitik – nicht verwirklicht werden kann. Die Benchmark des Potenzialwachstums sieht Köhler bei 5 Prozent, zusammengesetzt aus einer normativ festgelegten Inflationsrate von 2 Prozent (jene Inflationsrate, die die EZB laut Statuten als mit Preisstabilität konform akzeptiert) und einer Wachstumsrate des realen BIP von 3 Prozent. Diese 3 Prozent realen Potenzialwachstums liegen über jenen 2,2 Prozent, die von der EZB als historischer Durchschnittswert für den Zeitraum von 1982 bis 1998 errechnete, und ermöglichen so einen stärkeren Aufbau der Beschäftigung als im genannten Zeitraum, der ja bekanntlich von ansteigender Arbeitslosigkeit gekennzeichnet war. Ist die Benchmark als Zielgröße bestimmt, bedarf es natürlich der Festlegung der Instrumente und Zwischenziele, mit deren Hilfe das Ziel angesteuert werden kann. Die EZB hat sich unter dem Eindruck der geringen Prognosekraft der Geldmenge als alleinige Steuerungsvariable aus dem monokausalen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Zielgröße verabschiedet und mit dem direkten Inflations-Targeting einer flexibleren Strategie verschrieben. Die Geldmenge ist nämlich vielmehr das Ergebnis, nicht der Ausgangspunkt der Transmission monetärer Signale, die mit der Veränderung der Bankenliquidität beginnt, das Kreditvolumen berührt und schließlich die angesteuerte Zielgröße ebenso tangiert wie die Geldmenge. Von zweifellos größter Bedeutung für ein benchmarkkonformes Betreiben der Geldpolitik bleibt aber deren Auswirkungen auf die Wechselkurse und das Zusammenspiel mit den öffentlichen Haushalten und den Sozialpartnern.
emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre der Universität Hannover und langjähriges Mitglied des Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank.