Fazit:

Als Fazit der bisherigen Ausführungen lässt sich festhalten, dass sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft dramatisch ändern werden und die heutige Form der kapitalistischen Marktwirtschaft nicht zukunftsfähig ist. Ohne einen nachhaltigen Umbau der Volkswirtschaften und der ihnen zugrunde liegenden Wertvorstellungen wird erfolgreiches und zukunftsfähiges Wirtschaften nicht mehr möglich sein. Die Änderung der Rahmenbedingungen beginnt in der ökologischen Dimension. In der Vergangenheit waren die Umweltprobleme lokaler oder regionaler Natur. Aufgrund der Fortschritte bei den nachsorgenden Umweltschutztechniken geraten sie in den Industriestaaten seit Ende des 20. Jh. allmählich in den Hintergrund des Interesses, dafür tritt die globale Übernutzung der natürlichen Ressourcen (inkl. ihre Senkenfunktion) zunehmend in den Mittelpunkt. Schmidt-Bleek beschreibt dieses Mengenproblem als Stoffstromproblematik. Er zeigt, dass zur Gewinnung von Rohstoffen große Mengen an Energie und Wasser aufgewendet sowie ein vielfaches an Material bewegt und als Abfall weiter behandelt werden muss. Er nennt das die ökologischen Rucksäcke der Produkte. Die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft sind somit eher globaler Natur, aber mit Rückwirkungen bis auf die Mikroebene. Diese Entwicklung stellt den Umweltschutz vor ganz neue Herausforderungen: Geht es doch künftig nicht darum, ein paar ?Schmutzfinken? ausfindig zu machen und sie zum Einbau von Filtern zu zwingen, sondern darum, die gesamte globale Wirtschaft (und damit auch die Produkte und Konsumstile) neu zu erfinden, damit sie den Kriterien und Managementregeln der Nachhaltigkeit entsprechen. Am Ende dieses Prozesses ? der mindestens 40 Jahre dauert - wird kaum noch ein Produkt in der heutigen Form und Zusammensetzung vorhanden sein. Eine Alternative zu diesem Prozess sehen wir nicht. Eine Fortsetzung der bisherigen Entwicklung gefährdet die natürlichen Lebensgrundlagen für alle Kreaturen der Erde und ist somit ethisch unvertretbar. Wer eher in ökonomischen Kategorien denkt, sollte sich vor Augen führen, dass die volkswirtschaftlichen Kosten eines inkonsequenten Klimaschutzes auf jährlich bis zu 20% des globalen BIP und der fortgesetzte Raubbau an der biologischen Vielfalt mit Kosten von etwa 6% des globalen BIP prognostiziert werden. Zwar misstrauen wir allen Versuchen, die Folgekosten derartiger Entwicklungen zu monetarisieren, gleichwohl zeigt die Größenordnung der Kosten, dass konsequente Vorsorge entscheidend preiswerter ist als Symbolpolitik, die eine Lösung der Probleme vorgaukelt, aber an der Oberfläche bleibt. Damit sind die neuen Aufgaben zwar erkannt, bis zur erfolgreichen Umsetzung ist es aber ein langer Weg. So ist zu befürchten, dass die Übernutzung der natürlichen Ressourcen aufgrund der weiter zunehmenden Weltbevölkerung und der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere in den asiatischen Staaten, in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. In der Literatur wird daher oft das Bild vom Zug verwendet, der auf einen Abgrund zurast. Derartige Bilder suggerieren eine abrupte Katastrophe, die aber in den seltensten Fällen (z.B. dem möglichen Umkippen des Golfstroms) realistisch ist.

Realitätsnäher ist das Bild vom Verschleiß eines Gewebes, das immer fadenscheiniger wird und beginnt Löcher aufzuweisen, eines langsamen, aber unaufhörlichen Prozesses des Niederganges. Auch die ökonomische und sozial-kulturelle Dimensionen weisen schwerwiegende Entwicklungen auf, die das Wirtschaften verändern werden. Diese Herausforderung des neuen Jahrhunderts hat die Mehrzahl der gesellschaftlichen Akteure (Konsumenten, Unternehmen, Politiker) bis heute nicht ausreichend begriffen. Die Menschheit steht vor einer Weggabelung und es ist noch nicht sicher, welche Richtung sie einschlagen wird: Das 21. Jh. kann das Jahrhundert der Nachhaltigkeit oder ein Jahrhundert entsetzlicher Verteilungskonflikte und Klima- und Ressourcen-Kriege werden.