Aus der Einleitung der Herausgeber:

Michael Heine, Hansjörg Herr und Cornelia Kaiser gehen ebenfalls der Frage nach, in welchem Verhältnis das Kosten- und das Kaufkraftargument der Löhne zu bewerten ist, wie der Einfluss der Lohnpolitik auf die Beschäftigungsentwicklung und die funktionale Verteilung vor dem Hintergrund verschiedener theoretischer Modelle aussieht und ob sich daraus eine ?Tarifnorm? herleiten lässt. Aufgrund allzu restriktiver Annahmen und kruder makroökonomischer Bedingungen wird der traditionelle, neoklassische Modellrahmen abgelehnt, mit Verweis auf die fundamentalen Preisgleichungen der Keynes?schen Abhandlung ?Vom Gelde? aber auch die allgemeine Gültigkeit des Kaufkraftarguments ? insbesondere auch für Situationen unausgelasteter Kapazitäten ? zurückgewiesen. Als funktionale ?Lohn- bzw. Tarifnorm? wird dann ein Verteilungsspielraum hergeleitet, der sich aus (Trend-)Produktivitätsentwicklung und von der Notenbank tolerierter (Ziel-)Inflationsrate ergibt. Wird diese Lohnnorm deutlich unterschritten ? wie in Japan während langer Zeiten der 1990er Jahre ? dann ist eine Disinflation bzw. gar Deflation mit begleitender stagnativer Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung die Folge. Da zumindest in der hier präsentierten monetärkeynesianischen (Modell-)Welt der Freiheitsgrad des Verteilungssystems über die Vorgabe des Zinssatzes geschlossen wird, hat die Lohnpolitik ? die konsequenterweise nur Nominal-, nicht aber Reallohnpolitik sein kann ? zumindest unter Gleichgewichtsbedingungen keinen systematischen Einfluss auf die funktionale, wohl aber auf die personelle Einkommensverteilung. Lohnpolitik, so die Schlussfolgerungen der Autoren, kann dann am meisten für eine positive Beschäftigungsentwicklung tun, wenn sie funktional die ?Lohnnorm? erfüllt und gleichzeitig von ebenfalls funktionaler Geld- und Finanzpolitik abgesichert wird.