Aus der Einleitung der Hg.:

Wer am System festhält, sucht die Ursachen der Krise in der Umwelt. So errichtet unsere Gesellschaft gegenwärtig Grenzmauern gegen Migration und Dämme gegen drohende Flutkatastrophen. Doch in der menschlichen Geschichte waren Konflikte mit der Umwelt oft ein Spiegelbild der inneren Systemverhältnisse. Auch die soziale Ungleichheit gehört zu den zentralen Ursachen für den Zerfall von Zivilisationen. Der Aufsatz von Davide Brocchi zeigt auf, warum das auch für unsere Zivilisation gelten könnte, denn unser Wirtschaftswachstum fußt auf dem Elend anderer, künftige Generationen und Natur inbegriffen. Je ausgeprägter die soziale Ungleichheit ist, desto krisenanfälliger werden in der Regel soziale Systeme. Umgekehrt ist soziale Kohäsion ein entscheidender Faktor für die Krisenresilienz. In Ländern mit einer starken Vertrauenskultur sind Ungleichheiten geringer, das Gemeinwesen robuster und Menschen glücklicher. Nachhaltigkeit steht für ein gutes Leben, das nicht auf Kosten anderer geht.