Aus der Schlußteil:

Wenn wir uns an dieser Stelle gegenseitig lesen, fragen wir uns, von welchem Interesse unsere sehr subjektiven Wahrnehmungen sind, welche Parallelen die LeserInnen sehen, was vom Gelesenen sie als nützlich und als übertragbar auf die Verhältnisse im Nahen Osten, möglicherweise auch als übertragbar auf andere Konflikte betrachtet.

Und welche Parallelen sehen wir beide? Zwei Dinge fallen uns auf: Einerseits, dass wir beide auf der Suche nach ungewöhnlichen Menschen sind, welche trotz aller persönlicher und kollektiver dramatischer Erfahrungen unbeirrt der Gewalt abschwören und auch dann noch gegen den Strom ihrer eigenen Gesellschaft schwimmen, wenn ihre nächste Familie selbst Opfer der Gewalt wird. Wir suchen also je in unseren eigenen Reihen nach Menschen, die die außerordentliche Fähigkeit besitzen, sich von dem berühren zu lassen, was in den Köpfen und in den Herzen ihrer „Feinde“ vorgeht, was wiederum die Voraussetzung dazu bildet, dass aus Feinden Mitmenschen, aus Hass Mitgefühl wird.

Das zweite, was uns auffällt, ist die Bedeutung, die wir auch heute, 7 Jahre nach ihrer Veröffentlichung, der Deklaration beimessen, die unsere Gruppe am 13. September 1997 fertig stellte, mit welcher wir im Januar 1998 an die Öffentlichkeit traten und deren Wortlaut wir an das Ende unseres Berichtes stellen. Als wir von parallelen ähnlichen Versuchen hörten, bestärkte uns dies in der Überzeugung, dass wir unbedingt weiter machen müssten. Einzeln, häufiger und bevorzugt zu zweit, treten wir in Diskussionsveranstaltungen auf, geben Presse-Interviews, diskutieren mit SchülerInnen, Studierenden, Kirchengemeinden u.a.m.. Jedes Mal, wenn wir von einer ähnlichen Deklaration (z.B. 80 Thesen für ein neues Friedenslager) oder von ernsthaften Friedensinitiativen hören oder lesen, schöpfen wir Mut und hoffen, dass die Zahl derer wachsen möge, welche der zurzeit herrschenden Politik der Gewalt abschwören.